Wunderland Musik
Die Familie ist vermutlich der erste Ort, an dem Kinder Musik erfahren. Dadurch kommt ihr unweigerlich die Rolle eines musikpädagogischen Bildungsortes zu, dessen Ausgestaltung mit Inhalten und Erfahrungen in der Verantwortung der Eltern und Erziehungsberechtigten liegt. Dafür verfügt Hamburg über ein reichhaltiges Kinder- und Familienkonzertangebot der Konzerthäuser und Orchester. Doch wer nutzt die vielfältigen Angebote und wer nicht? Was sind Barrieren beim Zugang zu den Angeboten? Und was braucht es, um diese zu überwinden?
Das Projekt Wunderland Musik stellt sich genau diese Fragen und möchte einen möglichst individuellen Zugang in die Welt der (insbesondere klassischen) Musik ermöglichen, indem gezielte Aktivitäten für Familien entwickelt und durchgeführt werden. Der Begriff „Familie“ bezieht sich auf alle Arten von Familien und familienähnlichen Lebensgemeinschaften, die mindestens ein Kind im Grundschulalter haben. Pro Durchgang können etwa drei bis vier Familien an dem Projekt teilnehmen.
Ein Ziel zum Ende eines Durchgangs ist ein gemeinsamer Konzertbesuch, der an zwei Terminen an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT Hamburg) vorbereitet wird. Neben dem gemeinsamen Spielen und Musizieren gibt es die Gelegenheit, Instrumente auszuprobieren, Musik zu erleben und eine Bühne zu besichtigen. Dadurch sollen Barrieren und Vorurteile abgebaut und die Familie als Erlebnisgemeinschaft gestärkt werden.
Neben zwei Terminen an der Hochschule findet Wunderland Musik auch als externes musikpädagogisches Erlebnis für Familien (z.B. in Kultur- und Stadtteilzentren) oder als Familienkonzert statt.

Team
Michel Blümel
Michel Blümel studierte von 2015 bis 2023 Musik und Geographie auf Lehramt an der HfMT Hamburg und der Universität Hamburg. Am ligeti zentrum ist er Teil der Agentur für Vermittlung und gesellschaftliche Teilhabe und beschäftigt sich dort insbesondere mit dem Zugang zu kulturellen Angeboten für Familien und Kindern.
Zudem fungiert er als Schnittstelle zum Institut für Schulmusik an der HfMT Hamburg. Seine musikalische Heimat hat Michel auf der Tuba gefunden, die sein Hauptinstrument im Studium war.
Jonas Dietrich
Jonas Dietrich studierte zunächst Lehramt für Musik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT). Nach Abschluss seines Studiums unterrichtete er von 2009 bis 2020 an der Grundschule Turmweg. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit promovierte er an der Universität Hamburg mit einer Arbeit zum Thema „Musisches Philosophieren in der Grundschule“. Seit 2020 ist er Professor am Institut für Schulmusik der HfMT Hamburg und seit 2023 zudem Vizepräsident für Studium und Lehre. Das Projekt Wunderland Musik geht nicht nur auf seine Idee zurück, sondern wird seitdem auch fachwissenschaftlich begleitet.
Familien und Musik:
Barrieren und Lösungsansätze
Kann sich mein Kind so lange konzentrieren und stillsitzen? Was ist, wenn mein Kind mir Fragen stellt, auf die ich keine Antwort kenne? Woher weiß ich eigentlich, wann ein Konzert stattfindet? Muss ich dafür bis in die Innenstadt fahren? Ist das nicht total teuer? Ein Instrument kann mein Kind sowieso nicht lernen, weil das die Nachbarn zu sehr stört!
Diese und andere Fragen stellen sich Eltern, die überlegen, gemeinsam mit ihren Kindern zu Konzerten zu gehen. Sie alle zeigen die Vielfalt möglicher Barrieren auf: von finanziellen Bedenken, ob sich eine ganze Familie den Eintritt leisten kann, über organisatorische Herausforderungen, wie etwa die Anfahrt oder eine mangelnde Kenntnis über das Angebot, bis hin zu persönlichen Sorgen über gesellschaftliche Verhaltensweisen in Konzerträumen oder gar die Angst, selbst zu „unmusikalisch“ zu sein. Häufig ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Hürden, die dafür sorgt, dass eine Familie nicht gemeinsam in Familienkonzerte geht.
Um gemeinsame musikalische Erfahrungen zu machen, wird vor allem gemeinsame Zeit benötigt, die verfügbar sein muss und dann mit anderen Freizeitangeboten konkurriert. Gerade deshalb stellen die oben angedeuteten Barrieren vor allem für Familien, die wenig gemeinsame Zeit zur Verfügung haben, eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Es ist daher nicht überraschend, dass Kinder, deren Eltern sich selbst häufig mit Kultur beschäftigen, auch ein höheres Interesse an Kultur entwickeln. Dies ist besonders signifikant in Familien, in denen mindestens ein Elternteil musikalisch tätig ist. In diesen Familien spielen 75 Prozent der Kinder ein Instrument, und in 83 Prozent der Familien wird gemeinsam mit den Kindern musiziert. In Familien, in denen kein Elternteil ein Instrument spielt, liegt dieser Wert bei 24 Prozent (vgl. Bilstein & Rat für Kulturelle Bildung, 2017, S. 20).
Es gilt also, langfristig am Zugang zum Konzertbetrieb zu arbeiten. Dabei sind vor allem dezentrale Angebote hilfreich, die den Weg der Familien verkürzen, damit möglichst viele unterschiedliche Menschen das vielfältige Angebot in Hamburg nutzen können.
Für Medienschaffende:
Es besteht redaktionelles Interesse an dem Projekt Wunderland Musik? Schreiben Sie uns eine E-Mail an kommunikation@ligeti-zentrum.de und wir setzen Sie mit den entsprechenden Ansprechpartner:innen in Verbindung.