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Residency: Juli - September 2024: stuff change / látková přeměna by Lea Luka Sikau & Denisa Půbalová

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Foto: Yannick Benavides

Die zweite Ausschreibung des Artists and Scientists in Residency Programms sah eine Produktion im Bereich Sound- und Multimedia von Juli bis September 2024 vor. Der Projektentwurf von Dr. Lea Luka Sikau und Denisa Půbalová  stach aus anderen Bewerbungen maßgeblich hervor: Mit ihrem Projekt stoff wechsel / látková přeměna visierten sie eine enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen labs am ligeti zentrum an und setzten diese in einer multisensorischen Installation, die am 27.September 2024 Vernissage feierte, erfolgreich um.

Die Künstlerinnen

Dr. Lea Luka Sikau (sie/ihr) ist artist-researcher an der Schnittstelle von Musiktheater und Medienkunst mit einem Doktortitel in kritischem Posthumanismus, neuer Oper und Probenethnographie von der University of Cambridge. Als Medienkünstlerin und Regisseurin mit Schwerpunkt auf post-anthropozentrischem Klang hat sie mit einigen der gefragtesten künstlerischen Visionär:innen wie Romeo Castellucci, Marina Abramović, Lotte de Beer und Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) zusammengearbeitet. 

Denisa Půbalová (sie/ihr) ist Medienkünstlerin, Forscherin in den Bereichen Umweltphilosophie, kritischer Posthumanismus und technologische Infrastrukturen und eine kreative Programmiererin, die von der Kommunikation zwischen den Arten und post-anthropozentrischen Erzählungen fasziniert ist. 

LeaLuka Denisa

Das Projekt

Jeder Mensch gibt Darmgeräusche von sich und hat sie schon einmal gehört. Dennoch bleibt ihre metabolische Akustik stigmatisiert, ihr klanglicher Reichtum wird oft totgeschwiegen. stoff wechsel / látková přeměna ist eine multisensorische Installation, die das Bauchgefühl klanglich und haptisch erforscht. Sie bringt unsere Eingeweide in kollektive Resonanz und regt sie visuell dazu an, sich miteinander zu synchronisieren. stoff wechsel / látková přeměna lotet aus, wie wir uns nicht über den Atem oder den Herzschlag, sondern über unser Magen-Darm-System miteinander in Einklang bringen können – und fordert dazu auf, sich selbst näher zu kommen, über die eigene Rationalität hinaus zu denken und den Körper als ökologisches System zu erfahren. 

In einem aufblasbaren Klangbad werden die Darmgeräusche des Publikums erprobt und zu einer Komposition – oder Darmlandschaft – verwoben, die unsere inneren Organe beeinflusst und die organübergreifende Kommunikation fördert. Jenseits der Semantik verwebt dieser Raum Klänge mit Intuition und öffnet den Blick für das verborgene Zusammenspiel kollektiver unterbewusster Prozesse, Affekte und Entscheidungsfindung, die unser Bauchgefühl bestimmen. 

In einem Interview berichten die Künstler:innen von der Genese ihres Projekts.

Die Installation

Die Annäherung an die akustische Darmlandschaft ermöglicht die Installation eine Beziehung zu unserem Körper außerhalb des traditionellen Stigmas, das ihn umgibt. Sie besteht aus einem aufblasbaren Objekt von fünf Metern Durchmesser, das aus PVC und einer äußeren Silikonschicht mit darunter verborgenen Aktoren besteht. Diese interagieren mit der Berührung der Besucher:innen und intensivieren die Klangerfahrung durch eine zusätzliche haptische Stimulation. 

Um das aufblasbare Objekt herum findet das Publikum Silikonkissen, die es sich auf die Bauchdecke legen kann. Mithilfe des selbstgebauten Hydrophons lassen sich die Geräusche des durch die Adern fließenden Blutes hörbar machen. Es ermöglicht, die Kapazitäten unseres Hörsinnes zu überschreiten und die verstärkten Vorgänge im Inneren unseres Körpers in Echtzeit zu erfahren. Diese Klänge sind mit einer dreißigminütigen elektroakustischen Komposition verwoben, die in einer Schleife abgespielt wird.

Der Klangraum, der das Gefühl vermittelt, in die eigenen Eingeweide einzutauchen, ist dreifach: (1) eine kuppelartige, immersive räumliche Komposition (2)  vibrotaktile niedrige Frequenzen, denen durch Subwoofer und Aktuatoren Ausdruck verliehen wird und (3) Live-Klänge von interagierenden Zuschauern. 

Ana Prendes berichtete im CLOT-Magazin über die Vernissage: Insight: ‘Stuff change’, synchronising our gut feelings 

ArtistExchangeOnSensoryResearch
stuff change ligeti zentrum Yannick-Benavides
Fotos: Yannick Benavides

Impressionen aus der Residency

Fotos: Jakob Mewes

Um der multisensorischen Komponente des Werkes Ausdruck zu verleihen, luden die Residents im Laufe ihres Aufenthalts zu einem „multisensorischen Dinner“ ein.

Am 25.09.2024 fand außerdem ein Workshop mit Interessierten statt. 

Ein besonderer Dank geht an 

Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. für die Unterstützung des Residency-Programms. 

Ella Kay (she/they) ist eine elektroakustische Komponistin, Klangkünstlerin und -designerin sowie Saxophonistin aus Manchester, Großbritannien. Im Jahr 2022 wurde ihre Arbeit vom Radiophonic Institute und der PRS Foundation mit dem Oram Award for Innovation in Sound, Music and New Technology ausgezeichnet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Verwendung von Feldaufnahmen und „gefundenen Klängen“. 

Julie-Michèle Morin (sie/ihr) ist Doktorandin an der Université de Montréal, wo sie Forschung über Robotik in den darstellenden Künsten betreibt. Sie ist außerdem dramaturgische Beraterin und spezialisiert auf die Begleitung von medienbasiertem Texten für die Bühne, Forschung, Kreation und Installationspraktiken. 

Als Kuratorin, Autorin und Produzentin konzentriert sich die Arbeit von Ana Prendes (sie/ihr) auf transdisziplinäre künstlerische Praktiken, die die Auswirkungen unserer techno-wissenschaftlichen Kultur auf die Gesellschaft untersuchen. Seit 2020 ist sie Assistenzkuratorin bei Arts at CERN, der Europäischen Organisation für elementare Physik. 

Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

S+T+ARTS ReSilence 

TONALi Hamburg 

Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik 

Deutsche ILCO e.V. 

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