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Musikwissenschaft

Als geistes- und kunstwissenschaftliche Disziplin mit breiter Reflexionsfähigkeit ist die Musikwissenschaft ein konstruktiver Impulsgeber im ligeti zentrum. Die Forschung von PD Dr. Fabian Czolbe eröffnet dabei viele Anknüpfungspunkte – sowohl zu den inhaltlichen Fragestellungen als auch zu konkreten Arbeitsprozessen in den verschiedenen Teilvorhaben.  

Als Kunstwissenschaft begründet, eröffnet die Musikforschung seit jeher inter- sowie transdisziplinäre Perspektiven auf Musik und akustische Umwelt. Im Kern vermittelt sie dabei zwischen dem Wahrnehmungsgegenstand und der Reflexion der auditiven Wahrnehmung. Um der Komplexität musikalischer und akustischer Phänomene gerecht zu werden, bedarf es neben methodischer und theoretischer Flexibilität auch einer Offenheit für praktische und rezeptionsästhetische Dimensionen. Im ligeti zentrum verfolgt die musikwissenschaftliche Arbeit neben der Rekonstruktion der Ideengeschichte des Zentrums auch die Reflexion und Gestaltung verschiedener Formen des Wissenstransfers.  

Die Musikforschung im ligeti zentrum stützt sich bei der Rekonstruktion der Ideengeschichte zu den Kerngedanken des heutigen Zentrums auf einen historischen Zugang. Im Fokus stehen Quellen und Zeitzeugnisse zu György Ligetis Vision eines Instituts für Computermusik, Forschung und Vermittlung in Hamburg. Gemeinsam mit Mitstreitern wie John Chowning, James (Andy) Moorer, Werner Krützfeldt und Klaus Brunnstein entwickelte er in den 1970er-Jahren ein zukunftsweisendes Konzept, das sich mit den Möglichkeiten des Computers für Musik und Forschung beschäftigte – und bemühte sich aktiv um dessen Förderung. Das „Computer-Music Project“ sowie das spätere Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) dienten dabei als konzeptionelle und praktische Vorbilder. Viele dieser Ansätze bilden heute – rund 50 Jahre später – die Grundlage für das ligeti zentrum und seinen transdisziplinären Austausch.  

Seit Ende Mai 2025 dokumentiert die interaktive Wanderausstellung „Computer Music Lab – Ligetis Vision eines Instituts für Forschung, Kunst und Vermittlung“ diesen bislang wenig bekannten Teil der Musikgeschichte. Sie bildet zugleich die quellenbasierte Grundlage für eine weiterführende wissenschaftliche Auseinandersetzung.  

Akademischer Wissenstransfer

Die Musikwissenschaft eröffnet im ligeti zentrum darüber hinaus auch eine systematische Perspektive auf dessen transdisziplinären Kontext. Sie bringt eine kritische Reflexionsebene ein, die nicht nur musikbezogene Fragestellungen, sondern auch methodischen und theoretischen Konzepten, Vorstellungen und Hypothesen aus anderen Labs in den Blick nehmen kann. Umgekehrt bietet das praxisnahe Umfeld des ligeti zentrums wertvolle Impulse für musikwissenschaftliche Diskurse. So soll die Musikwissenschaft im Zentrum systematisch fungieren: Ein zentrales Anliegen ist es, das praxisorientierte Wissen in den akademischen Diskurs einzubringen, zur Diskussion zu stellen und wiederum in die praktische Arbeit der Projekte zurückzuführen.  

Künstlerisch-wissenschaftlicher Wissenstransfer

Ergänzend zur Wanderausstellung werden aus der Musikforschung heraus spezifische auditive Vermittlungsformate entwickelt. Diese verstehen sich als künstlerisch-wissenschaftliche Transferformen, die explizit über das Hören Wissen vermitteln. Ausgangspunkt ist eine historisch-systematische Analyse bestehender Formate hinsichtlich Konzeption, Umsetzung und Wirkung. Auf dieser Grundlage entstehen neue Vermittlungskonzepte, die – ganz im Sinne Adornos – das Hören auch als Form des Denkens begreifen.  

Unterschiedliche Formate bieten – durch Klänge, Musik, Erzählungen, Berichte oder Poesie – zunächst einmal Einblicke in die verschiedenen Labs des ligeti zentrums, zentrale Fragen, Fragestellungen, Arbeitsprozesse und Denkweisen. Ihre thematische und mediale Vielfalt ermöglicht den Einsatz an verschiedenen Orten: im ligeti zentrum selbst ebenso wie im städtischen Raum. Dadurch wird der Wissenstransfer auf unterschiedlichen Ebenen und in vielfältigen soziokulturellen Kontexten anschlussfähig gemacht.  

Team

PD Dr. Fabian Czolbe

PD Dr. Fabian Czolbe ist habilitierter Musikwissenschaftler mit Forschungsschwerpunkten in der Musik und dem Musiktheater des 20./21. Jahrhunderts, der elektronischen Musik, der Klangkunst/Klangperformance, der Musikästhetik, der Notation sowie kompositorischen Schreib- und Schaffensprozessen in der Musik. Als Dramaturg wirkte er an Musiktheaterprojekten mit, schreibt als Musikjournalist für Magazine/Zeitschriften und entwickelt für die akademische Lehre und Museen multimediale Vermittlungskonzepte. 

Für Medienschaffende:

Es besteht redaktionelles Interesse an der Musikwissenschaft im ligeti zentrum? Schreiben Sie uns eine E-Mail an kommunikation@ligeti-zentrum.de und wir setzen Sie mit den entsprechenden Ansprechpartner:innen in Verbindung.