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Das ligeti zentrum begrüßt zwei neue Residents: Jere Ikongio und Moisés Horta Valenzuela

Das ligeti zentrum begrüßt zwei neue Residents: Jere Ikongio und Moisés Horta Valenzuela

Die Bewerbungsphase war vergleichsweise kurz, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen! Aus 51 nationalen wie internationalen Bewerbungen wählte die interdisziplinäre Residency-Jury des ligeti zentrums die zwei stärksten Bewerbungen aus. Von März bis Mitte April 2025 heißt das gesamte Team Jere Ikongio und Moisés Horta Valenzuela herzlich willkommen.

Interdisziplinarität lebt von Austausch – nicht nur innerhalb des vielseitig aufgestellten Teams im ligeti zentrum, sondern auch mit Gastwissenschaftler:innen und Künstler:innen. So gehören von der Agentur für Vermittlung und gesellschaftliche Teilhabe organisierte Residencies fest zur Arbeit und dem Transferverständnis des ligeti zentrums. In dem Bestreben, die Arbeit der ausgewählten Residents noch enger mit dem Zentrum zu verzahnen, schrieb das Team in der aktuellen Bewerbungsphase konkret vier Technologien aus, die in insgesamt drei Labs des ligeti zentrums Anwendung finden. Die Bewerber:innen wurden eingeladen, sich im Rahmen ihrer vorgeschlagenen Projekte auf eine dieser Technologien zu beziehen oder mehrere Technologien miteinander zu verbinden.

Mit dem Ergebnis zeigt sich das Team nun äußerst zufrieden: „Obwohl der Bewerbungszeitraum mit knapp zwei Wochen relativ kurz angesetzt war, erreichten uns 51 Bewerbungen“, berichten Nadine Schwalb, Leiterin der Agentur, und Simon Linke, Verantwortlicher im Projekt Cyberinstruments / Cybermusician. „Viele von ihnen kamen aus Deutschland, wiederum andere aus aller Welt – aus zahlreichen europäischen Ländern, den USA und Kanada, Indonesien, China und Kenia.“

Der mehrstufige Auswahlprozess kristallisierte aus den 51 Bewerbungen zeitnah einige Favorit:innen heraus. Maßgeblich für die Entscheidung waren diverse Faktoren, so beispielsweise die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, eine realistische Zielsetzung für die Residency-Dauer von sechs Wochen und nicht zuletzt der Wille, sich mit den am ligeti zentrum ansässigen Labs und Menschen auszutauschen, voneinander zu lernen und zu profitieren.

Das ligeti zentrum begrüßt Jere Ikongio

Die Auswahl des Proposals von Jere Ikongio stützt sich auf die thematische Tiefe und die innovative Herangehensweise, mit der er das Projekt „Koloniale Handelsverbindungen zwischen Hamburg und Westafrika“ thematisiert. Besonders überzeugend war auch der integrative Aspekt des Projektvorschlags, bei dem die Teilnehmer:innen aktiv in die angestrebte Klanginstallation eingebunden werden und die Möglichkeit haben, ihre eigenen Reaktionen in die sich entwickelnde Soundkomposition einzubringen. Damit knüpft Jere Ikongio nahtlos an die Arbeit von Joana Welteke aus dem Sustainable Theater Lab sowie an die ihrer Künstlerkollegin Nadja Rix an. Gemeinsam kreierten Joana Welteke und Nadja Rix den record-o-mat.

Über Jere Ikongio

Jere Ikongio ist einer von zwei neuen Residents am ligeti zentrum | Foto: Ambrose Tjark

Jere Ikongio ist ein in Lagos und Berlin lebender Künstler, dessen Arbeit neue Medien, Performance und immersive Kunst kombiniert, um Infrastruktur, Identität und marginalisierte Geschichten zu beleuchten. Durch interdisziplinäre Installationen, die öffentliche und persönliche Archive rekontextualisieren, erforscht Jere Ikongio Themen rund um die sozio-politischen Landschaften von Städten, insbesondere Lagos und Berlin. Dabei werden partizipatorische Performances, Fotografie, XR, Animation und kommunale Archivierung miteinander verwoben, um vielschichtige, interaktive Erzählweisen zu schaffen, die informelle Resilienz und individuelle Geschichten innerhalb von Gemeinschaften hervorheben. Unter der Berücksichtigung von Interaktivität, Raumerforschung, Hyperidentität und Erinnerungsarbeit kreiert Jere Kunstwerke, die die Grenze zwischen Physischem und Digitalem, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwischen. Diese nicht-lineare Mischung erzeugt eine kritische Erkundung bestehender Archive und eine Neuinterpretation öffentlicher (physischer und digitaler) Räume.

Jere hat weltweit ausgestellt. Er ist ein Magnum Foundation Fellow, ein Digital Earth Fellow sowie ein World Press Photo-Stipendiat und wurde für die Lagos-Berlin Artist/Curator Residency 2021 sowie die Dekoloniale Berlin Residency 2023 ausgewählt. Jeres Arbeiten wurden unter anderem in der Douglas Hyde Gallery (Dublin, Irland), der fünften Odessa Biennale of Contemporary Art (Ukraine), dem International Symposium on Electronic Art (ISEA; Durban, Südafrika), der elften Bienal do Mercosul (Porto Alegre, Brasilien), im Savvy Contemporary (Berlin, Deutschland), im Hong-Gah Museum (Taipeh, Taiwan), im Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZKU; Berlin, Deutschland), in der zweiten Lagos Biennal (Nigeria) und dem Museum Rietberg (Zürich, Schweiz) gezeigt. Jere ist Mitglied des Kuratorenkollektivs Tantdile Xperimenta Lab, das sich mit seiner Arbeit für intersektionale Sichtbarkeit einsetzt und konventionelle Geschichten durch gemeinschaftsorientierte Erzählungen und immersive Erfahrungen infrage stellt.

Weitere Informationen über Jere und seine Arbeit: jereikongio.com

Das ligeti zentrum begrüßt Moisés Horta Valenzuela

Moisés Horta Valenzuelas Projekt beschäftigt sich mit neuen Techniken der Soundsynthese. Er benutzt die Impulse Pattern Formulation (IPF), die Simon Linke in seiner Forschung im ArtSearch Lab anwendet, um physikalische Modelle von Musikinstrumenten zu entwickeln. Moisés benutzt die IPF allerdings nicht, um reale Instrumente nachzuahmen, sondern verwendet das simulierte dynamische Verhalten der Instrumente als Eingabe für den auf KI basierenden neuronalen Synthesealgorithmus RAVE (Realtime Audio Variational autoEncoder). Die Kombination dieser beiden sehr neuen und innovativen Systeme ermöglicht die Erzeugung nie dagewesener Klänge, die sich trotzdem an dem musikalischen Verhalten realer Musikinstrumente orientieren und somit eine intuitive Interaktion mit den Musiker:innen erlauben. Die hierfür verwendeten Algorithmen sollen Open-Source-Software der Musikgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.

Über Moisés Horta Valenzuela

Moisés Horta Valenzuela (geb. 1988) ist ein Künstler, KI-Technologe und Musiker aus Tijuana, Mexico, der in Berlin lebt und sich sich mit Computermusik und kulturellen Aspekten generativer Berechnungen beschäftigt. Seine Arbeit verschmelzt alte und zeitgenössische Klangtechnologien und erforscht Wahrsagerei und transkulturelle Traditionen. Seine Werke wurden unter anderem im Sound Art Lab (Struer, Dänemark), auf dem Ars Electronica (Linz, Österreich), auf dem MUTEK Montréal (Kanada) und in der BUNKER Gallery Copenhagen (Dänemark) ausgestellt. Im Jahr 2023 wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Informatik als „A.I. Newcomer 2023“ ausgezeichnet. Zu seinen bemerkenswerten Projekten gehören SEMILLA AI und „Polylithic“. Darüber hinaus ist Moisés auch im Bildungsbereich tätig. Zuletzt absolvierte er eine Gastprofessur an den Tangible Music Labs der Universität Linz (Österreich) und im Master of Science in Digital Arts an der Universität LaSalle (Barcelona, Spanien).

Online finden sich Informationen über Moisés‘ Arbeit im Bereich der Computermusik und zu SEMILLA AI.