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12.11.2024: KI &
Musik: Künstlerische Intelligenz im digitalen, kreativen Raum

12. November 2024, 18:30 – 20:30 Uhr, 10. Stock , ligeti zentrum, Veritaskai 1, 21079 Hamburg-Harburg

Gemeinsam mit der Hamburg Open Online University setzt sich das ligeti zentrum am 12. November im Rahmen eines Vortrages und vier musikalischen Beiträgen mit dem Thema künstliche Intelligenz und Musik auseinander

Den Auftakt macht Dr. Jonas Bozenhard, der in einer Keynote dem Potenzial und den Grenzen generativer KI in Hinblick auf musikalische Kreativität nachgeht. Der Postdoktorand am Institut für Ethik in der Technologie beleuchtet sowohl technische Aspekte als auch philosophische Überlegungen zur kreativen Schöpfung durch Maschinen.  

Im ersten musikalischen Beitrag des Abends, der Komposition Voiceshopping von Genoël von Lilienstern, wird die Stimme mithilfe eines KI-Autoencoders zu einem Musikinstrument. Die KI wird mit den Stimmaufnahmen von Carola Schaal trainiert. Die Klarinettistin erforscht ihren eigenen Stimmklang mit Klarinettentönen und löst umgekehrt Klarinettenklänge mit ihrer Stimme aus. 

Im Anschluss zeigt Denis Połećs mit seinem Stück Remix, wie durch Veränderung und Aneignung bestehender Materialien Neues entsteht.  

In La fabbrica dei monstri verändert Alessandro Anatrini die Musik von Vivaldi mithilfe von iterativen KI-Prozessen so, dass das Endergebnis eine stark verfremdete Version des Originals ist – klangliche „Monster“, die zu einer neuen Perspektive einladen.  

Den Abschluss bildet Generative Generation von Greg Beller und Georg Hajdu.  Historische und moderne generative Modelle verschmelzen zu einer musikalischen Performance. Verschiedene Epochen und technologische Ansätze treffen aufeinander und erzeugen durch die Interaktion von Musiker und Maschine ein faszinierendes Klangbild.  

Eine Veranstaltung der Hamburg Open Online University und des ligeti zentrums im Rahmen von Hamburger Horizonte 

 

Programm 12.11.2024

18:30: Dr. Jonas Bozenhard – Vortrag: KI & musikalische Kreativität

Generative KI hat bedeutende Fortschritte bei der Generierung von Texten, Bildern und Videos gemacht, was einige zu der Annahme veranlasst, dass Musik die nächste Entwicklungsstufe für generative Modelle darstellt. Dieser Ausblick wirft Fragen zu den kreativen Möglichkeiten auf, die musikalische KI Modelle bieten. Diese Keynote untersucht das Potenzial und die Grenzen der generativen KI in der musikalischen Kreativität. Die Präsentation stützt sich auf die Philosophie der Kreativität und untersucht die wichtigsten technischen Merkmale und Einschränkungen dieser KI-Systeme, um die potenziellen Auswirkungen generativer KI auf die Kreativität im Bereich der Musik zu beleuchten.

 

Dr. Jonas Bozenhard ist Postdoktorand am Institut for Ethics in Technology der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Er promovierte an der University of Oxford mit einer Arbeit über Kreativität und künstliche Intelligenz (KI). Seine Forschung befasst sich mit Fragen der Technologie- und Kreativitätsphilosophie, KI-Ethik, wertorientiertem Design, Ästhetik und KI-gestützter Innovation. Darüber hinaus hat er Erfahrung in der Beratung von und der Zusammenarbeit mit KI-bezogenen Forschungsgruppen, Initiativen und Unternehmen in mehr als fünf Ländern. Seine Leidenschaft gilt auch der Vermittlung aktueller Debatten in der KI-Ethik an ein breites Publikum und der Entwicklung neuer Lehrformate an der Schnittstelle von Kreativität, verantwortungsvoller Innovation und KI.

19:30: Genoël von Lilienstern (Komposition und KI-Training) & Carola Schaal (Klarinette und Stimme) - Voiceshopping

In der Komposition Voiceshopping wird ein KI-Autoencoder auf die Stimmaufnahmen von Carola Schaal trainiert. Den entstehenden Latenzraum mit ihren eigenen Stimmklängen kann Carola Schaal mit Klarinettentönen anregen und erkunden. Sie wird in die Lage versetzt, ihre eigene Stimme mit einem Musikinstrument zu „spielen“. 
Im zweiten Teil des Stücks wird die Relation umgekehrt. Der Latenzraum besteht nun aus Klarinettenklängen, die von Carola Schaal mit ihrer Stimme getriggert werden.  

 

Genoël von Lilienstern studierte Komposition in Bremen, Berlin und am Institut für Sonologie in Den Haag. Er war Stipendiat der Villa Aurora, der Cite des Arts Paris, der Ensemble Modern Akademie und der UdK Graduiertenschule. Seine Werke wurden unter anderem durch das Ensemble Intercontemporain, das SWR Orchester und das Ensemble Contrechamps aufgeführt. Seine Werke wurden aufgeführt beim Ultraschall Festival Berlin, bei der Münchener Biennale für Musiktheater und beim Mars Festival Los Angeles. Zur Zeit promoviert er an der HfMT Hamburg über KI-Kreation und Komponieren mit generativen Werkzeugen. 

 

Die Klarinettistin, Performerin und Künstlerin Carola Schaal wurde in Tübingen geboren. Sie studierte in Darmstadt, Düsseldorf und Hamburg. 2009 schloss sie ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ab. Seit 2017 bildet sie sich im Bereich Performance und Tanz weiter und befreit sich 2022 von einer langjährigen Alkoholabhängigkeit. Carola erforscht und erweitert ihren Körper durch Felskletterei und erlernte jüngst das Handwerk der Näherin. Sie ist ein Gründungsmitglied von Decoder, einer Band für aktuelle Musik aus Hamburg.  

 

Carola bewegt sich an der Schnittstelle Musik - Instrument - Körper. Seit 2018 besteht eine enge Zusammenarbeit und Freundschaft mit Choreograf:in und Dramaturg:in Heinrich Horwitz. Ihr derzeitiges Interesse gilt der Strassenkunst, Recherche „Traumaessenz im öffentlichen Raum“ und Arbeit mit eigenem Menstruationsblut, welches seit 2022 zu den Strassenaktionen Céline aus Warschau / Pristina und der dokumentarischen Arbeit (solange ich Menstruationsblut produziere, arbeite ich damit) 2024 führen. Carola ist inspiriert von Biologin Monica Gagliano, Künstlerin Ana Mendieta, Autor und Künstler James Bridle. Sie ist in direktem Austausch mit ihrem Herzmensch dem Musiker Christoph M. Hamann, Komponistin Brigitta Muntendorf, Lyrikerin Mara Genschel, she-DJ Koko Cristiana Burcea, sound & visual artist Johannes Kreidler, der angehenden Sonderpädagogin Ulrike Klobes, Musikkurator Grzegorz Paluszkin, etlichen Kindern und Jugendlichen. 

19:50: Denis Połeć - Remix. Synthetic Media. 2023.

"Ein Remix (oder Reorchestrierung) ist ein Medium, das durch Hinzufügen, Entfernen oder Ändern von Teilen des Elements verändert oder verzerrt wurde. Sowohl Song, ein Kunstwerk, ein Buch, ein Video, ein Gedicht als auch ein Foto können Remixe sein. Das einzige gemeinsame Merkmal eines Remixes ist, dass er sich andere Materialien aneignet und verändert, um etwas Neues zu schaffen." (Wikipeda)  

 

Denis Połeć ist ein in Hamburg lebender Multimedia-Künstler und Komponist. https://denispolec.de/    

 

20:05: Alessandro Anatrini – La fabbrica dei mostri (Die Monsterfabrik)

Fabbrica dei mostri erforscht die Transformation von Vivaldis Musik durch einen iterativen  
Trainingsprozess. Jeder Trainingszyklus erzeugt Modelle, die Ergebnisse produzieren, die sich immer weiter vom Original entfernen. Dies geschieht durch die Verwendung von synthetischem Material in den nachfolgenden Zyklen, das aus den vorherigen Modellen generiert wurde. Der Titel spielt auf die fortschreitende Entfremdung und Verzerrung des ursprünglichen musikalischen Materials an, was in der Entstehung von "Klangmonstern" gipfelt, die nur noch eine schwache oder kaum noch erkennbare Verbindung zum Ausgangsmaterial aufweisen.  
 
Alessandro Anatrini
ist Komponist, Digital-Künstler und kreativer Programmierer. Er studierte historische Musikwissenschaft und Pädagogik an der Universität Bologna, Komposition am Conservatorio G.B. Martini und elektronische Musik bei Tempo Reale. Von 2008 bis 2013 unterrichtete er Musik an verschiedenen Grundschulen in Mittelitalien. 2013 zog er dank eines Leonardo-Stipendiums nach Berlin und erlangte 2017 einen M.A. in Multimedia- Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT). Seit 2017 ist er im Bereich der multimedialen Pädagogik tätig und hält regelmäßig Vorlesungen über Klang- und  Instrumentendesign an der HfMT.

Als Forscher beschäftigt er sich mit der Entwicklung adaptiver Multimediasysteme, Mapping-Strategien, berührungslosen Schnittstellen und speziellen Werkzeugen für Installationen und Performance-Szenarien. Derzeit promoviert er im gemeinsamen Doktorandenprogramm "KISS: Kinetics in Sound and Space" an der HfMT und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW).  
Seine Musik wurde von Solisten des Ensemble Intercontemporain, Klangforum Wien, Ensemble Musiques Nouvelles, Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und den Hamburger Symphonikern aufgeführt. Als Komponist und Forscher im Bereich Computermusik nimmt er regelmäßig an Festivals und Konferenzen wie Manifeste, Huddersfield Contemporary Music Festival, Impuls, Blurred Edges, Tactus, SMC und TENOR teil. Er arbeitete als Interaktionsdesigner an Projekten der Universität der Künste Berlin (UdK) und der Digital Stage Foundation. Seit 2022 ist er Professor für Musiktechnologie an italienischen  
Konservatorien.  

20:20: Greg Beller & Georg Hajdu – Generative Generation

Generative Musik ist eine Kunstform, die sich durch zahlreiche künstlerische, technologische und ästhetische Entwicklungen verändert hat. Seit den 1940er Jahren haben Generationen von Komponist:innen und Interpret:innen verschiedene generative Modelle verwendet, die sich analog zu den Entdeckungen und Revolutionen in den Bereichen der Wissenschaft, Informatik und des maschinellen Lernens veränderten. Von der Wahrscheinlichkeitstheorie bis zur Chaostheorie, von Expert:innen bis zu komplexen Systemen, vom maschinellen Lernen bis zur generativen künstlichen Intelligenz, haben Generationen von "Generatoren" einander abgelöst, wie so viele andere Marker dominierender Denkströmungen ihrer Epochen.    

Bei “Generative Generation” kombiniert ein generationenübergreifender Ansatz zwei generative Modelle in einer Interaktion, die durch die folgende Metapher veranschaulicht werden könnte: Stellen wir uns vor, wir könnten in das menschliche Gehirn hineinblicken und jedes Neuron einzeln aktivieren. Die Komplexität des Gehirns ist so groß, dass jede manuelle, punktuelle Aktion zu einem enttäuschenden Ergebnis führen würde, wie beispielsweise höchstens ein nervöses Zucken der Augenbraue. Die Verwendung eines generativen probabilistischen Modells mit einer Explorationskapazität, deren Komplexität kontrollierbar ist, bietet uns das perfekte Werkzeug, um generative künstliche Muster von musikalischen Schleifen der neuronalen Aktivierung zu erzeugen.   

Um diese hybride Maschine zu realisieren, die verschiedene Epochen und theoretische Ansätze vermischt, steuert Georg Hadjus probabilistisches Modell (DJster), welches auf Basis von Clarence Barlows Modell (Autobusk) entstanden ist, die Navigation mehrerer "Aktivierungsköpfe", die jeweils in einem latenten Raum eines Realtime Audio Variational AutoEncoders (RAVE) arbeiten. Der Klang der Instrumente der Musiker fungiert als Störfaktor für diese Modelle und bewegt die Abspielköpfe in den latenten Räumen.  

  

Dr. Greg Beller  arbeitet als Künstler, Forscher, Lehrer und Computerdesigner im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Als Gründer des Synekine-Projekts entwickelt er neue Musikinstrumente, die Klang und Bewegung kombinieren und die er in Komprovisationssituationen mit verschiedenen Interpreten oder in computergestützter Komposition einsetzt, vor allem in seiner Oper "The Fault". Am ligeti center bereitet er eine zweite Promotion zum Thema "Natural Interfaces for Computer Music" vor, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im innovation lab und lehrt im Fachbereich Multimedia Komposition an der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) in Hamburg. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft am IRCAM war er nacheinander Doktorand, der sich mit generativen Ausdrucksmodellen und deren Anwendung auf Sprache und Musik beschäftigte, computergestützter Musikdesigner, Leiter der Abteilung Research/Creation Interfaces und Produktmanager des IRCAM Forums.  
  

Dr. Georg Hajdu ist ein in Hamburg lebender Komponist, Theoretiker und Softwareentwickler. Der studierte Molekularbiologe und Komponist promovierte an der University of California, Berkeley und ist Professor für Multimedia Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) sowie Grüunder und Leiter des ligeti zentrums. Er gründete den ersten Masterstudiengang für multimediale Komposition in Deutschland und ein Promotionsprogramm für künstlerische Forschung in der Musik.   

Seine Spezialgebiete sind generative Musik, kollaborative und vernetzte Musikperformance und nicht-standardisierte Musiknotation. Neben einer umfangreichen Publikationsliste schrieb er Solostücke, Kammermusik, die Oper "Der Sprung - Beschreibung einer Oper" (mit Thomas Brasch) und initiierte mehrere Großprojekte wie die Symphonie im St. Pauli Elbtunnel und A Space Journey - Perspectives on the Unknown. 

Das ligeti zentrum im Harburger Binnenhafen betätigt sich seit seiner Gründung im Jahr 2023 im Schnittfeld zwischen Kunst, Wissenschaft und Innovation. Hier treffen Ingenieurwissenschaften auf Musiktherapie, Roboter malen zu Musik oder es werden mithilfe von VR-Technologie Lösungen zur Fernwartung von industriellen Anlagen erforscht.  

Die von der Körber Stiftung, der Universität Hamburg und dem HIAS (Hamburg Institute for Advanced Study) ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe Hamburger Horizonte hat es sich zum Ziel gesetzt, Wissenschaft und Gesellschaft in einen offenen Austausch miteinander zu bringen. 2024 wird das Thema “Künstliche Intelligenz” in seinen verschiedenen Facetten in den Fokus genommen. 

Anmeldung unter folgendem Link wird gebeten  

 

 

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