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März – April 2025: Jere Ikongio

Jere Ikongio ist ein in Lagos und Berlin lebender Künstler, dessen Arbeit neue Medien, Performance und immersive Kunst kombiniert, um Infrastruktur, Identität und marginalisierte Geschichten zu beleuchten. Durch interdisziplinäre Installationen, die öffentliche und persönliche Archive rekontextualisieren, erforscht Jere Ikongio Themen rund um die sozio-politischen Landschaften von Städten, insbesondere Lagos und Berlin. Dabei werden partizipatorische Performances, Fotografie, XR, Animation und kommunale Archivierung miteinander verwoben, um vielschichtige, interaktive Erzählweisen zu schaffen, die informelle Resilienz und individuelle Geschichten innerhalb von Gemeinschaften hervorheben. Unter der Berücksichtigung von Interaktivität, Raumerforschung, Hyperidentität und Erinnerungsarbeit kreiert Jere Kunstwerke, die die Grenze zwischen Physischem und Digitalem, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwischen. Diese nicht-lineare Mischung erzeugt eine kritische Erkundung bestehender Archive und eine Neuinterpretation öffentlicher (physischer und digitaler) Räume. 
Foto: Jere Ikongio

Jere hat weltweit ausgestellt. Er ist ein Magnum Foundation Fellow, ein Digital Earth Fellow sowie ein World Press Photo-Stipendiat und war 2021 Resident des Kunstortes Savvy Contemporary in Berlin-Neukölln sowie 2023 der  Dekoloniale Berlin. Jeres Arbeiten wurden international gezeigt, darunter in der Douglas Hyde Gallery (Dublin, Irland), der fünften Odessa Biennale of Contemporary Art (Ukraine), dem International Symposium on Electronic Art (ISEA; Durban, Südafrika) und vielen mehr. Jere ist Mitglied des Kuratorenkollektivs Tantdile Xperimenta Lab, das sich mit seiner Arbeit für intersektionale Sichtbarkeit einsetzt und konventionelle Geschichten durch gemeinschaftsorientierte Erzählungen und immersive Erfahrungen infrage stellt. 

Weitere Informationen über Jere und seine Arbeit: jereikongio.com 

 

Sonic Fabrics

„Sonic Fabrics – Lagos to Hamburg Networks“ ist ein interdisziplinäres Projekt, das die klanglichen, visuellen und kulturellen Überschneidungen zwischen Lagos (Nigeria) und Hamburg untersucht. In Zusammenarbeit mit Joana Welteke (Sustainable Theater Lab) und Nadja Rix, die gemeinsam den record-o-mat entwickelten, untersucht das Projekt von Jere Ikongio historische Handelsverbindungen, insbesondere den kolonialen Handel von „Dutch Wax Fabrics“, und interpretiert diese Erzählungen durch zeitgenössische partizipatorische Kunstpraktiken neu. 

Das Projekt setzt sich kritisch mit der Rolle Hamburgs während der Kolonialzeit auseinander, als die Stadt ein zentraler Knotenpunkt in den Handelsnetzwerken war, die Westeuropa mit Westafrika verbanden. Um 1880 wurde fast ein Drittel des gesamten Überseehandels nach Westafrika im Hamburger Hafen umgeschlagen, darunter auch die sogenannten „Dutch Wax Fabrics“. Ursprünglich stammte die hierbei angewandte Technik, Textilien zu färben, aus Indonesien und gelangte über Händler der East India Trading Company nach Europa. Die traditionellen Muster wurden kopiert, industriell vervielfältigt und schließlich von den Niederlanden aus insbesondere an die Goldküste (das heutige Ghana) und nach Benin (das heutige Nigeria) exportiert. Auch das Hamburger Unternehmen Bödecker & Meyer entwarf Stoffmuster für den Export. 

Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt, wie koloniale Handelspraktiken und der Handel von „Dutch Wax Fabrics“ zur Herausbildung kultureller Identitäten beitrugen und wie Wasser und andere städtische Infrastruktur als Speicher des kollektiven Gedächtnisses und kollektiver Widerstandsfähigkeit fungieren.