Das ligeti zentrum richtet vom 24. bis 26. Oktober 2024 das dritte internationale ArtSearch Symposium aus. Dazu laden wir Künstler:innen und Forscher:innen aus aller Welt ein, sich zu bewerben und teilzunehmen. ArtSearch 2024 widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Kontext der künstlerischen Forschung und beleuchtet es aus unterschiedlichen Perspektiven.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Diskussion über den Umgang mit KI als Werkzeug für Künstler:innen. Gleichzeitig werden Beiträge zu KI als „künstlerischer Intelligenz“ im Sinne eines kritischen und affirmativen Ansatzes präsentiert. Dabei sollen folgende Fragen Beachtung finden: Wo kann KI sinnvoll eingesetzt werden? Wo sollte sie mit künstlerischen Mitteln hinterfragt werden? Wo könnte möglicherweise ein sorgloser Umgang mit ihr aufgedeckt werden? Zudem wird diskutiert, ob „künstlerische Intelligenz“ in bestimmten Fällen notwendig sein könnte, um den Einsatz anderer Technologien zu vermeiden.
Darüber hinaus widmet sich das Symposium weiteren zentralen Aspekten der KI: Welche Erkenntnisse lassen sich in Bezug auf die Nachhaltigkeit von KI und den dafür benötigten Rechenzentren gewinnen? Wie können gesellschaftskritische Fragen und Stereotypen des maschinellen Lernens und der KI beleuchtet werden? Dabei stehen Themen wie Diskriminierung und Machtstrukturen im Fokus, die den Einsatz von KI prägen.
ArtSearch wurde 2016 an der HfMT Hamburg ins Leben gerufen und fand 2020 zum zweiten Mal statt. Das dritte Symposium im Jahr 2024 soll erneut Wissenschaftler:innen und Künstler:innen zusammenbringen, um aktuelle Entwicklungen in der künstlerischen Forschung zu diskutieren.
Janne Kummer (they/them, keine Pronomen) ist eine transdisziplinäre Künstlerin in den Bereichen Performance und digitale Kunst. JKs künstlerische Praxis ist eine kontinuierliche Erforschung der Politik der Körperrepräsentation, der Disidentifikation und des transformativen Potenzials der Kunst, sowohl in analogen als auch in digitalen Räumen. Ihre Arbeit zielt darauf ab, bestehende Machtstrukturen zu hinterfragen und alternative Realitäten jenseits kapitalistischer Verwertungslogik zu schaffen. JKs Hintergrund als Kampfkünstlerin und aktive Kämpferin (Muay Thai und K1) bildet die Grundlage für ihre performative Bewegungspraxis. Ihr kreativer Prozess ist geprägt von einem traumasensiblen somatischen Verständnis, das den Körper als primäre Quelle von Wissen und Heilung anerkennt.
In enger Zusammenarbeit mit dem HAU Berlin hat JK bemerkenswerte Werke wie „Unreal Conditionals“, „XBPMMM – A Travelogue of Morphing“ und „The House of Monstress Intelligenzia“ geschaffen. Als geschätzte teilnehmende Person an künstlerisch-performativer Forschung war JK Fellow in mehreren renommierten Programmen und Initiativen, darunter das „DiGiTal“-Programm des Berliner Chancengleichheitsprogramms, die „ATLAS Choreography Residency Impulstanz“ in Wien und die „Akademie für Theater und Digitalität“ Dortmund. JK war als assoziierte Forscher am „Berlin Open Lab“ tätig. JK ist Alumni der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Neben JKs künstlerischer Arbeit leitet JK regelmäßig Seminare, Workshops und alternative Lehrformate in akademischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Kontexten, unter anderem an der UdK Berlin, der LUCA Universität der Künste, der ZHdK Zürich, der HfS und FU Berlin, der New Fears Gallery, dem ZKM Karlsruhe, der Re:publica und dem HAU Berlin. Außerdem organisiert JK eine Workshop-Reihe für die queere Community mit den Schwerpunkten Kampfkunst, Trauma, Machtdynamik, Selbstverteidigung und Play-Fighting.
JK ist Teil des queeren Wrestling-Kollektivs „liminal beast of prey“ und des internationalen QTMA-Netzwerks (queer trans martial arts fighters).
JK glaubt an kollaborative Prozesse und deren Potenzial, eine Quelle der Heilung und Sinnhaftigkeit zu sein.
In Zeiten der digitalen Bilderflut und der daraus resultierenden Polarisierung oder auch Desensibilisierung gegenüber Medieninhalten bietet ATLAS OF THE ESSENCE einen alternativen dokumentarischen Ansatz, der komplexe Ereignisse wie Naturkatastrophen, Konflikte und soziale Themen visuell neu verhandelt. Die Essenz eines solchen Ereignisses wird durch eine Methode der Überlagerung festgehalten, bei der mehrere hundert bis weit über tausend Bilder gesammelt werden. Diese Bilder, die online über Suchmaschinen und soziale Netzwerke recherchiert werden, stammen von professionellen Fotojournalist:innen, aber vor allem auch von direkt Betroffenen und Augenzeug:innen. Diese multiperspektivische Herangehensweise, die kein klares, wiedererkennbares Bild liefert, sondern vielmehr eine Erkundung durch fragmentierte, zuweilen abstrakte oder unklare Darstellungen erfordert, ermöglicht eine kritische Erzählung, die von der klassischen Bildberichterstattung abweicht und dadurch eine neue Perspektive auf traumatische Ereignisse und deren Wahrnehmung eröffnet. Ein Schlüsselaspekt dieser künstlerischen Forschung ist die bewusste Entscheidung für eine manuelle Suche nach Bildern anstelle der Arbeit mit künstlicher Intelligenz (KI) und die Verwendung von Augmented Reality (AR), durch die die Betrachter:innen eine zweite, virtuelle Ebene des Werks aktivieren, die eine Flut der verarbeiteten Bilder offenbart. Diese Erweiterung bietet eine immersive Erfahrung, die nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Ereignis und seinen visuellen Inhalten vertieft, sondern auch zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit medialen Darstellungen anregt. Die Kombination von realen und virtuellen Bildern hinterfragt den schnelllebigen Konsum von Bildmaterial und die damit einhergehende Desensibilisierung. AR fungiert als kritisches Werkzeug, um sowohl die Grenze zwischen realen und virtuellen Bildern zu hinterfragen als auch die Beziehung zu Bildern zu transformieren und den Betrachter in einen dialogischen Prozess mit den visuellen Inhalten zu führen. Durch das Zusammenspiel von Darstellungen in realen und virtuellen Räumen werden die Grenzen des dokumentarischen und visuellen Ausdrucks erweitert und Raum für das Unsichtbare, das Unsagbare, das Traumatische und das Mehrdeutige geschaffen, die jedem der Ereignisse inhärent sind. Die verschiedenen Ebenen von ATLAS OF THE ESSENCE bieten unterschiedliche Zugänge zu diesen Ereignissen und ermöglichen eine immersive, ästhetische und sinnliche Erfahrung. In dem Vortrag wird die künstlerische Forschung zu alternativen Dokumentarfilmen und der Einbeziehung von AR vorgestellt, wobei der ATLAS OF THE ESSENCE und seine verschiedenen Ebenen als Fallstudie dienen, um diese Konzepte zu veranschaulichen und zu erklären.
Lisa Hoffmann ist Doktorandin der künstlerischen Forschung an der Bauhaus-Universität Weimar, gefördert durch die Heinrich-Böll-Stiftung. Zuvor arbeitete sie als Fotografin und Aktivistin in Krisengebieten wie dem Mittelmeer. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht ein alternativer Dokumentarismus, der mit multimedialen Materialien und Körpererfahrungen einen multisensualen Zugang zu Krisen, Katastrophen und deren subjektiven traumatischen Erfahrungen schafft. Ihre Arbeiten und Filme wurden international ausgezeichnet und ausgestellt.
11:25 Uhr: Nicola L. Hein – Die Erforschung von musikalischem Hören und Identität durch Mensch-Maschine-Improvisation und KI
In diesem Vortrag werde ich mich mit meiner eigenen künstlerischen Arbeit im Bereich der Mensch-Maschine-Improvisation befassen und dabei maschinelles Lernen und KI einsetzen, um über die damit verbundenen Konzepte des Hörens und der Identität nachzudenken. Indem ich verschiedene Arbeiten und Konzepte meiner künstlerischen Forschungsarbeit in diesem Bereich wieder aufgreife, möchte ich über die relevanten Konzepte von Handlungsfähigkeit, Zuhören und Identität nachdenken, die in dieser Praxis zum Tragen kommen. Die Interaktion mit autonomen musikalischen Agentensystemen, die maschinelles Lernen nutzen, um leistungsfähige autonome Systeme zu schaffen, möchte ich anhand der Konzepte des kybernetischen Zuhörens, als das Zuhören eines Mensch-Maschine-Musiksystems, erörtern, wobei ich der Medienspezifität des Zuhörens in musikalischen Agentensystemen besondere Aufmerksamkeit schenke sowie der Autokybernetisierung; das Training eines musikalischen Agentensystems auf das musikalische Material eines menschlichen Musikers, das oft in jazzbezogenen und afrologischen musikalischen Praktiken mit musikalischen Agentensystemen zu beobachten ist.
Nicola L. Hein ist Klangkünstler, Gitarrist, Komponist und Forscher im Bereich Musikästhetik und Kybernetik. Er ist Professor für digitale Gestaltung und künstlerischer Leiter des Studios für elektronische Musik an der Musikhochschule Lübeck. Seine Arbeit ist geprägt vom Zusammenspiel von Klang, Raum, Licht, Bewegung und der entstehenden Dynamik ästhetischer Systeme. In seiner künstlerischen Arbeit verwendet er physische und elektronische Erweiterungen von Synthesizern und E-Gitarre, Klanginstallationen mit Motoren/Videoprojektionen/Licht, kybernetische Mensch-Maschine-Interaktion mit interaktiven A.I.-Musiksystemen, Augmented Reality, telematische Echtzeitkunst, ambisonische Klangprojektion, Instrumentenbau sowie konzeptionelle Kompositionen. Er arbeitet mit intermedial mit Videokunst, Tanz, Literatur und anderen Kunstformen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Künstler:innen aus Musik und Videokunst, Tanz, Theater, Literatur, Malerei u.v.m. spielt eine zentrale Rolle in seiner künstlerischen Arbeit. Mit Unterstützung des Goethe-Instituts und vieler anderer Institutionen wurden seine Arbeiten in mehr als 30 Ländern in Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien und Europa umgesetzt. Seine künstlerische Arbeit ist auf über 30 CD-, Tape- und Vinyl-Veröffentlichungen bei internationalen Labels wie Clean Feed dokumentiert. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. In den Bereichen Klangkunst und improvisierte Musik hat er mit vielen international bekannten Künstlern zusammengearbeitet: Max Eastly, Evan Parker, Miya Masaoka, Axel Dörner, Ute Wassermann und vielen anderen. Seine Arbeiten wurden unter anderem beim MaerzMusik Festival (Berlin), Ars Electronica (Linz), Moers Festival, A L’ARME! FESTIVAL (Berlin), Super Deluxe (Tokio), Sonica Festival (Glasgow), Experimental Intermedia (New York), und vielen anderen präsentiert.
12 Uhr: Sanja Bojanić – AI’s Dual Edge: Die Bewahrung der menschlichen Handlungsfähigkeit und Kreativität jenseits von Copy-Paste
Das erschreckend simple Paradigma der Copy-Paste-Technik – eine grundlegende Fähigkeit, die vielen Prozessen unserer Welt zugrunde liegt – sollte überdacht werden. Es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren, dass alles kopiert und eingefügt werden kann. „Strg+C/Strg+V“ ist unverzichtbar. Dieser Mechanismus prägt sowohl jede KI als auch jeden Menschen, der KI nutzt. Früher umfasste technē nicht nur Technologie und Technik, sondern auch Kunst. Kehren wir zurück zu den grundlegenden kognitiven Fähigkeiten, die unser Denken prägen sollten:
• die Prinzipien der formalen Logik (Deduktion, Induktion, Abduktion)
• ein Verständnis für Wahrscheinlichkeit und Statistik
• die Bedeutung rhetorischer Figuren und Tropen (von enormer Wichtigkeit)
• und die Zeit, die man in die Überprüfung von Informationsquellen investiert
Diese Unterscheidung ist nicht neu, und auch damals waren die Zwecke verschieden – das ist Teil des Spiels. Berechnungen können „analytisch“ oder „generativ“ sein, entsprechend teilt sich die KI in zwei Aspekte:
• die algorithmische Automatisierung der Wahrnehmung
• die algorithmische Automatisierung der Vorstellungskraft
Das Problem der künstlichen Wahrnehmung liegt darin, die Integrität des Individuums zu wahren. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass eine Politik entsteht, die von vorhersagenden Statistiken gesteuert wird. Solche Statistiken reproduzieren bestehendes Wissen und könnten uns in einer Endlosschleife der Kontrolle gefangen halten. Hier lauert die Gefahr, dass bestehende Vorurteile und Ungleichheiten verstärkt werden. Es droht eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, in der nur das Bekannte und Messbare als gültig gilt – eine Entwicklung, die Innovation und Vielfalt erstickt. Wo liegen die Grenzen? Die permanente Überwachung und Vorhersagefähigkeit der „analytischen KI“ könnte eine Gesellschaft schaffen, die von statistischem Determinismus geprägt ist. Ein unaufhörliches Streben nach Effizienz und Optimierung könnte die menschliche Handlungsfreiheit massiv einschränken. Die „generative KI“ stellt uns vor eine andere Herausforderung. Sie eröffnet ungekannte kreative Möglichkeiten (die wir erst ansatzweise verstehen) und wirft Fragen nach Authentizität, Originalität und der Rolle menschlicher Kreativität auf.
Sanja Bojanić, Academy of Applied Arts University of Rijeka
14.25 Uhr: Samuel Penderbayne – Genrebergreifende Komposition: Die Öffnung der klassischen Musiktradition
Mehr als hundert Jahre nach Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen und der damit verbundenen (inzwischen widerlegten) Hypothese, dass ein breites Publikum in den 2010er und 2020er Jahren serielle Tonreihen genauso mühelos und freudig auf der Straße pfeifen würde wie tonale Melodien, sehen wir eine zunehmende Genrefizierung der klassischen Musik. Diese beschränkt sich auf ein kleines Repertoire, das vor allem aus einigen Dutzend toten, weißen, männlichen Komponisten der Kolonialzeit besteht. Cross-Genre-Musik versucht, ein künstlerisch-akademisches System zu schaffen, das aus diesen geschlossenen Räumen ausbricht. Es soll ermöglichen, über die traditionellen Grenzen hinauszublicken und die vielfältige Fülle des modernen Musikschaffens zu erfassen.
Prof. Dr. Samuel Penderbayne ist ein australischer Komponist und Kunstforscher, der zwischen Hamburg und Wien lebt und arbeitet. Sein Hauptinteresse gilt der Verbindung moderner, nicht-klassischer Musikgattungen mit zeitgenössischer klassischer Komposition, wobei er sowohl eine ästhetische als auch kulturelle „Öffnung“ der traditionellen Praxis anstrebt. Neben einer klassischen Musikausbildung hat er in Indie- und Prog-Rock-Bands gespielt, progressive elektronische Tanzmusik produziert und Filmmusik komponiert. Nach dem Studium in Sydney und München wurde er mit dem Opernstipendium der Hamburgischen Staatsoper, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und der Claussen-Simon-Stiftung ausgezeichnet, um eine Dissertation zu schreiben und eine abendfüllende Kammeroper zu komponieren, woraus das Werk „I.th.Ak.A.“ (2018) und eine Textanalyse des Werkes unter dem neu entwickelten Rahmen der genreübergreifenden Komposition entstanden ist, die mit summa cum laude (1,0) bewertet wurde. In der Folge komponierte er Opern für das Opernhaus Zürich, die Deutsche Oper Berlin, die Komische Oper Berlin, das Luzerner Opernhaus, das Musiktheater Aalto, die Neuköllner Oper Berlin und die Deutsche Oper am Rhein und lehrte künstlerische Forschung an der Universität Hamburg. Vor kurzem wurde er zum Professor für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst der Stadt Wien ernannt. Neben seiner künstlerischen Praxis, Forschung und Lehre kuratiert er gemeinsam mit der Pianistin Henriette Zahn das alle zwei Jahre stattfindende NORDLIED-Festival für progressive Liedkunst in Hamburg, das neue Formate des Liedvortrags erforscht und in einen diskursiv-aktiven Kontext stellt.
Sinusoidal run rhythm ist eine grundlegende Forschung in der Rhythmustheorie, die durch die Addition von phasengleichen Cosinusfunktionen in ganzzahligen Verhältnissen entsteht. Diese Rhythmen sind in ihren Maxima zeitlich und dynamisch gegenüber den entsprechenden notierten Rhythmen verschoben und zeichnen sich durch eine physische Präsenz und einen Groove aus, die in diskret gesteuerten Rhythmen fehlen. Sinusoidal run rhythm begreift Rhythmus somit als Welle und hebt sich deutlich von der konventionellen Rhythmustheorie der europäischen Musiktradition ab. Es eröffnet eine unerschöpfliche Vielfalt an betörender, körperhafter Musik. Die Theorie regt dazu an, die Grenzen zwischen Imagination und Performance, Partitur und Interpretation sowie Mensch und Maschine aufzulösen und nach Anwendungen in Bereichen wie Musizieren, Musikanalyse, Psychoakustik oder Philosophie zu suchen. Im Jahr 2023 wurden ein Buch, ein Code sowie Ableton-Plugins zu diesem Konzept veröffentlicht.
Steffen Krebber ist Komponist, Klangkünstler und Forscher. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Computermusik, instrumentaler und elektroakustischer Komposition, Klangkunst, Forschung, Sprache, Erkenntnistheorie, Soziologie und Medienkunst. Er war Stipendiat der Schloss Solitude Akademie, des Schreyahner Künstlerhauses, der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Konrad-Adenauer-Stiftung und erhielt das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln. Seine Musik wurde bei der Gaudeamus Muziekweek, dem Wittener Festival für Neue Kammermusik, dem Festival für aktuelle Musik „blurred edges“ (Hamburg), der Biennale „new talents“ (Köln), Nachtstrom (Basel) und Piano+ im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien aufgeführt. Außerdem stellte er seine Arbeiten im KOLUMBA Kunstmuseum des Erzbistums Köln, im Kölner Kunstverein und in der Akademie Schloss Solitude aus. Seine Sprachinstallation Weissagungen wurde in die ständige Sammlung des KOLUMBA-Kunstmuseums aufgenommen. Als Komponist hat er mit zahlreichen Ensembles und Interpreten zusammengearbeitet, darunter das Thürmchen Ensemble, Ensemble Praesenz, radikal translation, das Sonar Quartett, hand werk, LUX:NM, Ensemble Garage, Ensemble ascolta und die Stuttgarter Neuen Vokalsolisten sowie Manos Tsangaris, Truike van der Poel, Sabine Akiko Ahrendt und Dirk Rothbrust.
14:25 Uhr: Margo Zālīte - Erforschung von KI als Instrument für soziale Gerechtigkeit in der künstlerischen Bildung
Eine Fallstudie der Kunsthochschule In der sich entwickelnden Landschaft der darstellenden Künste bietet künstliche Intelligenz (KI) sowohl Chancen als auch Herausforderungen. In diesem Vortrag wird untersucht, wie KI genutzt werden kann, um soziale Gerechtigkeit und Inklusivität in der künstlerischen Bildung zu fördern. Anhand einer detaillierten Fallstudie eines innovativen Projekts, das an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg durchgeführt wurde, wird das Potenzial von KI zur Schaffung zugänglicherer und gerechterer Lernumgebungen untersucht. In der Diskussion werden praktische Beispiele vorgestellt, wie KI-gesteuerte Übersetzungstools, virtuelle Proberäume und automatisierte Barrierefreiheitstechnologien, die neue Möglichkeiten für Studierende mit unterschiedlichem Hintergrund, einschließlich Menschen mit Behinderungen, bieten. Während der Schwerpunkt auf den Vorteilen liegt, werden in dem Vortrag auch ethische Bedenken kritisch angesprochen und die Rolle des menschlichen Handelns in einer Welt, die zunehmend von Technologie beeinflusst wird, hinterfragt. Während sich das kreative Potenzial der KI weiterentwickelt, regt diese Präsentation zum Nachdenken über das Gleichgewicht zwischen Innovation und Ethik in der künstlerischen Ausbildung an und schlägt eine Zukunft vor, in der Technologie als Werkzeug für einen integrativeren, verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Sektor der darstellenden Künste dient.
Margo Zālīte ist eine interdisziplinäre Künstlerin, Kuratorin und Dozentin, die an der Schnittstelle zwischen traditionellen darstellenden Künsten und moderner Technologie arbeitet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf soziale und ökologische Gerechtigkeit und die Förderung innovativer, nachhaltiger und integrativer Praktiken in der Kunst. Margo hat einen Master-Abschluss in Opernregie von der Hanns-Eisler-Musikhochschule in Berlin und in Visueller Anthropologie von der Freien Universität Berlin. Als Mitglied des künstlerischen Leitungsteams des Sustainable Theater Lab am ligeti zentrum in Hamburg verbindet sie ihre künstlerische Vision mit dem Engagement, wirkungsvolle Kooperationen zu schaffen. Derzeit unterrichtet sie Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und entwickelt weiterhin Projekte, die sich mit der ethischen Integration von Technologie in die künstlerische Ausbildung auseinander setzen.
14:50 Uhr: Gijs de Boer und Vera van der Burg – „Gazing at your Gaze“: Selbsttrainierte Algorithmen als reflexive Spiegel für Künstler:innen
KI wird in der künstlerischen Praxis in erster Linie als generatives Werkzeug eingesetzt, wobei die/der Künstler:in in die Rolle des Souffleurs und Verfeinerers schlüpft. Dies kann jedoch den kreativen Ausdruck durch Grenzen und Bias, die den zugrundeliegenden Trainingsdaten innewohnen, einschränken und folgt einem KI-Entwicklungsverlauf, der auf groß angelegte Datenextraktion und hohen Energieverbrauch setzt. Wir schlagen eine alternative Rolle für Künstler:innen vor, der KI einsetzt, indem Voreingenommenheit als Vorteil betrachtet wird. Wenn KI immer ein Spiegel ihrer Schöpfer:innen ist, können Künstler:innen sie dann wie einen Spiegel benutzen? Wir haben untersucht, wie KI eine reflexive Praxis unterstützen kann, bei der es um die Auseinandersetzung mit den eigenen Urteilen, Glaubenssystemen und Tendenzen innerhalb der eigenen Praxis geht. Wir haben einen Prozess entwickelt, bei dem wir einem Algorithmus unseren subjektiven Blick beibringen und ihn auf unsere eigene Arbeit zurückblicken lassen. Zunächst trainieren wir ein Objekterkennungsmodell mit einem benutzerdefinierten Datensatz, der sich auf unsere künstlerischen Faszinationen und subjektiven Bezeichnungen bezieht. Dann lassen wir diesen subjektiven Algorithmus ein Objektporträt unserer Praktiken interpretieren, mit Objekten aus unserem Atelier, die unsere künstlerischen Faszinationen, Ängste und Wünsche verkörpern. Wir haben diesen Prozess zunächst selbst und später in einem dreitägigen Workshop mit Studierenden der künstlerischen Forschung erforscht. Wir zeigen, wie die Arbeit mit einem selbst trainierten Algorithmus produktive Momente der Selbstkonfrontation während des gesamten Prozesses organisiert. Wir kommen zu dem Schluss, dass KI, wenn sie als reflexives Werkzeug eingesetzt wird, Künstler:innen dabei unterstützen kann, ihre Position in Bezug auf ein Forschungsthema zu verstehen und zu entwickeln, während sie gleichzeitig die Handlungsfähigkeit, Urheberschaft und den Ausdruck in der kreativen Arbeit bewahrt.
Vera van der Burg ist Designerin und Forscherin und arbeitet derzeit als Doktorandin am Designing Intelligence Lab der Technischen Universität Delft. Ihre Forschungs- und Designarbeit konzentriert sich auf den Einsatz von KI in kreativen Prozessen und untersucht, wie KI als Werkzeug zur Selbstreflexion dienen kann. Vera erstellt Publikationen, organisiert Workshops und Vorträge und gestaltet Installationen für Ausstellungen.
Gijs de Boer ist ein künstlerischer Forscher und Pädagoge. Er verbindet einen Hintergrund in Philosophie und Design, um zu untersuchen, wie Ästhetik und Materialität zu mehr relationalen Seinsweisen beitragen können. Er fertigt visuelle Arbeiten an, schreibt Essays, erstellt Websites und gibt Workshops. Gijs lehrt künstlerische Forschung und Kritik am MA Critical Inquiry Lab der Design Academy Eindhoven und ist Teil von Extra Practice.
15:15 Uhr: Benjamin Sprick – Epistemische Dromologie. Kunst, Wissen, Geschwindigkeit
In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird die europäische Moderne traditionell als eine Bewegung der Beschleunigung definiert. Im Kontext von Diskursen um ›KI‹ wird diese These zugespitzt, da hier so etwas wie eine ›exponentielle‹ oder ›exzessive‹ Zeitlichkeit auszumachen ist: Die Abfolge bahnbrechender Innovationen überholt tendenziell die logische Struktur ihrer reflexiven Interpretation. Der Vortrag untersucht metatheoretische Schlussfolgerungen für die operative Geschwindigkeit künstlerischer Forschungskontexte. Neben Konzepten des französischen Philosophen Paul Virilio werden Thesen aus einem noch nicht veröffentlichten Buch des Soziologen Emanuel Deutschmann (Die exponentielle Gesellschaft. Vom Ende des Wachstums zur Stabilisierung der Welt, Suhrkamp 2025) relevant sein.
Benjamin Sprick wurde 1980 in Hamburg geboren, und studierte dort Cello, Philosophie und Musiktheorie. Im Jahr 2020 schloss er seine Promotion an der Hochschule für bildende Künste (HfBK) mit einer Arbeit über Gilles Deleuze und die Ästhetik der Musik ab. Derzeit lehrt er angewandte Philosophie und Ästhetik sowie Cello an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT). Seine Forschungsschwerpunkte sind eine „Kritik der instrumentellen Vernunft“ sowie die Verflechtungen zwischen Kunst, Staatsbürgerschaft und Wirtschaft.
JEAN-CHARLES FRANÇOIS (FR) – percussion
GYÖRGY KURTÁG JR. (FR/HU) – electronics
KATRIN BETHGE (DE) – light artist
SUSANNE MARTIN (DE) – dance
KATARZYNA BRZEZINSKA (PL) – dance
NICOLA L. HEIN (DE) – guitar
JOHN ECKHARDT (DE) – double bass
TAM THI PHAM (VN) – dan bau
HANIA MARIAM LUTHUFI (LK) – voice
MATHEUS SOUZA (BR) – electronics
VLATKO KUČAN (DE) – host, saxophones, clarinets
Enrico ist ein Klangkünstler und kreativer Technologe, der in verschiedenen Formaten arbeitet. Sein besonderes Interesse gilt der künstlerischen Erforschung von Indeterminismus, audiovisueller Interaktion, generativen Systemen und der gemeinsamen Handlungsfähigkeit von Menschen und Maschinen. Er ist Absolvent der Musikhochschule in elektroakustischer Musikkomposition (BA und MA). Sein künstlerisches und wissenschaftliches Werk wurde international präsentiert.
Büro für Problematische Komposition & guest present: Music in the Global Village Edition 2: Transcoding
Das Büro für Problematische Komposition wurde 2019 in Hamburg gegründet und ist ein Kollektiv von Multimedia-Komponist:innen, Musiker:innen und Videokünstler:innen. Risiken einzugehen, zu experimentieren und den Akt des Experimentierens in den Mittelpunkt ihres kreativen Prozesses zu stellen, ist der Kernansatz aller Mitglieder des Kollektivs. Angesichts der Komplexität der heutigen Welt lautet das diesjährige Thema „Transcoding“: eine künstlerische Erkundung der Übersetzung zwischen globalen und lokalen Codes. Neben dem Experimentieren sind Kommunikation und Austausch grundlegende Elemente der Arbeit unseres Kollektivs. Aus diesem Grund laden wir jedes Jahr neue Komponist:innen und Interpret:innen ein, sich unserem Vorhaben anzuschließen.
Neben den Kernmitgliedern des Kollektivs, den Multimedia-Komponist:innen Aigerim Seilova (KAZ), Greg Beller (FR), Stefan Troschka (DE) und Xiao Fu (CN), freuen wir uns, dieses Mal mehrere Gastkünstler:innen begrüßen zu dürfen: die Komponistin Farzia Fallah (IRN ), Michael Heupel (GR) am Cello, Stephan Krause (DE) am Schlagzeug, Hsiang Hsiang Tsai (TWN) an der Bratsche, João Vargas (PRT) am Kontrabass und Ariane Stamatescu (DE) als Videokünstlerin.
Den Rahmen der Veranstaltung zwischen zeitgenössischer Musik und Medienkunst bildet eine Performance von Dr. Lea Luka Sikau (DE) und Denisa Půbalová (CZ). Als Künstlerinnen und Forscherinnen haben sie sich in den letzten zwei Jahren mit der Körperlichkeit des Darms und seiner akustischen Kommunikation mit anderen Organen beschäftigt. Als Artists-in-Residence am ligeti zentrum haben sie über drei Monate lang an einer aufblasbaren Installation namens „stuff change“ gearbeitet, die Stoffwechselgeräusche und ihre kollektive Synchronisation untersucht.
Während der klaustrophobischen Navigation innerhalb der milchigen Skulptur und des lauten Aufblasvorgangs entstand eine Performance, die diesen Prozess verkörpert.
Denisa Pubalova und Dr. Lea Luka Sikau – Medienkunst
Das Künstlerduo arbeitet seit 2020 zusammen und erforscht die Schnittstellen von Medienkunst und experimentellem Klangtheater. In diesem Sommer waren sie als artist-researchers am ligeti zentrum Hamburg tätig.
Dr. Lea Luka Sikau hat an der Universität Cambridge in den Fächern Posthumanismus, Neue Oper und Probenethnografie promoviert. Als Medienkünstlerin und Regisseurin konzentriert sich ihre Arbeit auf postanthropozentrische Ansätze und sie hat mit Künstler:innen wie Romeo Castellucci, Marina Abramović und Rimini Protokoll zusammengearbeitet. Derzeit ist sie Kuratorin für Klangkunst und Musik am ZKM.
Denisa Pubalova ist Medienkünstlerin, Forscherin im Bereich Umweltphilosophie, kritischer Posthumanismus und technologische Infrastrukturen sowie kreative Programmiererin mit einer Leidenschaft für Kommunikation zwischen verschiedenen Lebewesen und postanthropozentrische Erzählungen. Ihre Arbeiten wurden von Ars Electronica, IMPAKT Utrecht, transmediale Berlin, Ensemble Modern, TONALi Hamburg und dem Ligeti Center Hamburg in Auftrag gegeben.
Die Herzfrequenz weist natürliche Schwankungen auf, die typischerweise auf autonome Funktionen zurückzuführen sind. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die bewusste Verarbeitung das Timing des Herzschlags beeinflussen kann [Die bewusste Verarbeitung narrativer Reize synchronisiert die Herzfrequenz zwischen Individuen, Pérez, Pauline et al., Cell Reports, Band 36, Ausgabe 11, 2021]. Wir gehen davon aus, dass musikalische Reize die Schwankungen der Herzfrequenz zwischen Individuen synchronisieren können. Kann das von Huygens beobachtete Phänomen der Uhrensympathie, das in der Lage ist, die 100 Metronome von Ligetis symphonischer Dichtung zu synchronisieren, wenn sie auf derselben Unterlage ruhen, die Herzen derjenigen bewegen, die an derselben musikalischen Geschichte teilhaben? Der Versuchsaufbau besteht aus einer musikalischen Improvisation von Stephan Krause zum Thema Hyperaufmerksamkeit auf einem Instrument, das vom Herzschlag zweier Zuschauer:innen angetrieben wird.
Greg Beller ist Künstler, Forscher, Lehrer und Computerdesigner für zeitgenössische Kunst. Als Gründer des Synekine-Projekts erfindet er neue Musikinstrumente, die Klang und Bewegung kombinieren und die er in Improvisationssettings mit verschiedenen Künstler:innen oder in computergestützten Kompositionen verwendet, insbesondere in seiner Oper *The Fault*. Am ligeti zentrum bereitet er seine zweite Promotion zum Thema „Natural Interfaces for Computer Music“ vor. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Innovation Lab und lehrt Multimedia-Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Am IRCAM arbeitete er als Doktorand an generativen Ausdrucksmodellen und deren Anwendung in Sprache und Musik sowie als Computermusikdesigner, Leiter der Interface-Forschung/-Kreation und Produktmanager des IRCAM-Forums.
Eine wichtige Voraussetzung für kreatives Denken und Handeln ist die Fähigkeit, allein zu sein. Auf einem Tisch vor dem Schlagzeuger liegen ein Eierschneider, ein Jonglierball, eine Kamera, ein Becken, ein Pinsel und eine Feder.
Stefan Troschka (geb. 1986) ist ein in Hamburg ansässiger Klangkünstler und Multimedia-Komponist. Seine Werke erforschen die Beziehungen zwischen auditiven und visuellen Räumen. Seine Installationen und Stücke können als Inszenierungen experimenteller Versuchsanordnungen verstanden werden, die räumliche Wahrnehmungen simulieren, übertreiben und neu interpretieren.
Inspiriert von Gabriel García Márquez’ Überzeugung, dass „der Mensch nicht ein für alle Mal an dem Tag geboren wird, an dem seine Mutter ihn zur Welt bringt, sondern … das Leben ihn immer wieder dazu zwingt, sich selbst zur Welt zu bringen“, erforscht das Werk die Faszination und das Wunder der unberührten Neugier.
Aigerim Seilova ist Komponistin und Medienkünstlerin und arbeitet vor allem interdisziplinär.
Die gebürtige Kasachin studierte Komposition am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium und setzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg fort. In ihren Kompositionen verbindet sie traditionelle Instrumente mit Elektronik und audiovisuellen Medien. Ihre Werke wurden bei Veranstaltungen wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival und dem Chelsea Music Festival aufgeführt. Ihre Opern *Shibboleth* (2021) und *I, Electra* (2023) sind Beispiele für ihren medienübergreifenden Ansatz. Seilova ist Absolventin der Akademie Musiktheater heute, war Kompositionsstipendiatin am Tanglewood Music Center und erhielt den Hindemith-Preis.
Stephan Krause gründete nach seinem Schlagzeugstudium an der Hamburger Musikhochschule 1996 das Schlagzeugquartett *ElbtonalPercussion*. Mit der Gruppe trat er in Europa, Asien und Südamerika auf, produzierte 10 CDs und drei DVDs und arbeitete mit Künstlern wie Sofia Gubaidulina, John Neumeiers Hamburger Ballett, Matthew Herbert, Hauschka und der NDR Big Band zusammen. Seit 2004 arbeitet Stephan Krause zunehmend als Theatermusiker an verschiedenen Theatern, darunter am Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 2022 übernahm er eine Professur für Schlagzeug und Pauke an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Dieses Stück erforscht die tiefe Verbindung zwischen auditiver Wahrnehmung und emotionaler Resonanz. Die Komposition beginnt mit einem bearbeiteten Herzschlaggeräusch, das die Komplexität menschlicher Emotionen widerspiegelt. Dieses Stück zielt darauf ab, traditionelle auditive Grenzen zu überschreiten und das Publikum zu ermutigen, nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Herzen zuzuhören.
Xiao Fu hat einen Master- und einen Doktortitel von der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg inne und ist Mitbegründerin des Cooltur Connect e.V., der eine neue Generation von Künstler:innen aus den Bereichen elektronische, zeitgenössische, Jazz-, Improvisations- und Volksmusik aus aller Welt zusammenbringt. Unter dem Label „fresh::sounds“ organisiert Xiao Konzerte in der Metropolregion Hamburg, beispielsweise die Konzertreihe „Musik der Seidenstraße“, das zweijährige Austauschprojekt „W-burg“ oder „Music in the Global Village“. Im Bereich der akustischen und elektronischen Musik beschäftigt sie sich insbesondere mit der Gestensteuerung von Instrumenten und interaktiver Performance.
In seinem Buch „A Moveable Feast“ schreibt Ernest Hemingway über seine Zeit in Paris als junger Autor. Damals in Teheran las ich eine wunderbare persische Übersetzung des Buches mit dem Titel „Paris, ein grenzenloses Fest“. Ich schrieb dieses Stück während eines dreimonatigen Aufenthalts in Venedig. Mehrmals besuchte ich San Michele, die Friedhofsinsel von Venedig, auf der Luigi Nono und Igor Strawinsky begraben sind. Dort herrschte eine unglaubliche Ruhe. Beim Spazierengehen hörte ich Zikaden, die sich von Baum zu Baum bewegten, wie eine mikrotonale Klanginstallation, die sich durch den Raum bewegte. Ich dachte an die Dreiecksklänge in Nonos Stück A Carlo Scarpa, architetto, ai suoi infiniti possibili. Es war wie ein grenzenloses Fest.
Farzia Fallah ist Komponistin. Sie ist 1980 in Teheran geboren und arbeitet derzeit freiberuflich in Köln und international mit verschiedenen Ensembles, Musiker:innen und Orchestern zusammen. Ihr neuestes Orchesterwerk wurde vom WDR-Sinfonieorchester bei den diesjährigen Wittener Tagen für neue Kammermusik uraufgeführt. Ihre künstlerische Laufbahn wurde durch zahlreiche Preise und Stipendien gefördert. Im Jahr 2023 erhielt sie den Heidelberger Künstlerinnenpreis und den Deutschen Komponistenpreis der GEMA in der Kategorie Newcomer. 2024 erschien bei WERGO eine Porträt-CD mit ihren Werken in der Reihe Edition Zeitgenössische Musik.
Die Bratschistin Hsiang Hsiang Tsai wurde in Taiwan geborene und schloss ihr Bachelor-Studium in ihrem Heimatland ab. Sie kam 2016 für ihr Master-Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart nach Deutschland, wo sie bei Prof. Gunter Teuffel studierte und ihr Studium mit Auszeichnung abschloss. Seit 2019 absolviert in Stuttgart ihr Konzertexamen und spielt die „Friedrich Chaudiere Viola“ der Chimei Foundation Taiwan.
Sie hat an Meisterkursen bei Nobuko Imai, Garth Knox, Hans Peter Ochsenhofer, Roberto Diaz und Maxim Rysanov teilgenommen und erhielt Kammermusikunterricht von Mitgliedern des American Quartet und des Diotima Quartet. Hsiang Hsiang Tsai trat mit renommierten Festivalorchestern wie dem Pacific Music Festival und dem Seiji Ozawa Music Festival in Japan auf. Als Gast spielte sie mit Orchestern wie dem Philharmonischen Orchester Luxemburg und der Komischen Oper Berlin und war von 2017 bis 2019 Akademistin beim Konzerthausorchester Berlin. Seit 2019 ist sie Mitglied der Hamburger Symphonikern.
Der Kontrabassist João Vargas wurde 1996 geboren und begann im Alter von sechs Jahren, Kontrabass zu spielen. Er studierte bei Pedro Wallenstein und Romeu Santos am Conservatório da Metropolitana de Lisboa und später bei Manuel Rego an der Escola Superior de Música de Lisboa. Im Sommer 2020 schloss er seinen Master in Performance bei Luis Cabrera am Codarts Rotterdam ab.
Er hat in mehreren Berufs- und Jugendorchestern gespielt, darunter dem Jovem Orquestra Portuguesa, Joven Orquesta Nacional de España, Orchestre des Jeunes de la Méditerranée, Jong Metropole, Nationaal Jeugd Orkest, Orquestra Metropolitana de Lisboa, Orquestra Gulbenkian, Orquestra Câmara Portuguesa, Orchester XXI, Orchestre de Picardie und Nederlands Philharmonisch Orkest. Er war Mitglied des European Union Youth Orchestra und nahm im September 2019 an der Ferrara Chamber Academy teil, wo er mit anderen EUYO-Mitgliedern und zwei Tutoren des Chamber Orchestra of Europe eine Kammermusikversion von Mahlers Symphonie Nr. 1 aufführte. João hat beim JOP (Juli 2020) und beim NDR-Jugendorchester (September 2021) unterrichtet.
Drei Lieder nach Texten von Sándor Weöres für Gesang und Klavier
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