Close
Type at least 1 character to search
Back to top

März – April 2025: Moisés Horta Valenzuela 

ligeti-zentrum-Resident-Moisés-Horta-Valenzuela_Foto-Carsten-Rabe7
Moisés Horta Valenzuela  / Foto: Carsten Rabe
Die dritte Ausschreibung des „Artist and Scientists in Residency“-Programms unter der Headline „Where Technology meets the Arts“ sah eine explizite Beschäftigung mit am ligeti zentrum angewandten Technologien vor. War ursprünglich nur ein Stipendium für den sechswöchigen Zeitraum von März bis Mitte April vorgesehen, so ließ sich das interdisziplinäre Auswahlkommittee schließlich von nicht nur einer, sondern zwei Bewerbungen überzeugen und gab ein zweites Stipendium frei.  

Moisés Horta Valenzuela überzeugte mit seinem Proposal „At the Edge of Chaos“ mit der innovativen Verwendung der durch Simon Linke (InnoLab) vorgeschlagenen Impulse Pattern Formulation (IPF) sowie durch das Bestreben, eine Open-Source Library einzurichten, die eine zukünftige Verwendung der Technologie durch Dritte zugänglicher macht.  

Wie auch Jere Ikongio setzte Moisés Horta Valenzuela ein individuelles partizipatives Format um. Am 17. April 2025 feierte die dritte Residency mit einer zweigliedrigen Abendveranstaltung „Interweaving Borderlands“, im Rahmen dessen die Residents ihre Arbeiten präsentierten, schließlich ihren Abschluss.  

Moisés Horta
Valenzuela 

Moisés Horta Valenzuela ist ein in Berlin lebender Künstler, KI-Technologe und Musiker aus Tijuana, Mexiko, dessen Arbeit alte und zeitgenössische Klangtechnologien mit einem Schwerpunkt auf transkulturelle Traditionen, Wahrsagerei und generative Modelle verbindet.  

Moisés Horta Valenzuela  / Foto: Carsten Rabe
Moisés Horta Valenzuela  / Foto: Carsten Rabe

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Kombination zweier Technologien: die am ligeti zentrum angewandte Impulse Pattern Formulation (IPF) und die neuronale Audiosynthese durch RAVE (Realtime Audio Variational AutoEncoder). RAVE ist ein am IRCAM in Paris entwickeltes Deep-Learning Modell zur Klangsynthese. Es bedient sich dem Ansatz der künstlichen, neuronalen Netze, die von der Struktur und Funktionsweise des menschlichen Gehirns inspiriert sind.   

Das IPF-System kann je nach den Ausgangsbedingungen entweder geordnetes oder chaotisches Verhalten erzeugen und eignet sich daher perfekt zur Erforschung des Grenzzustands, der als „the Edge of Chaos“ bezeichnet wird. Besonders spannend ist das entstehende Zusammenspiel, bei dem das System weder vollkommen zufälliges noch strikt geordnetes Verhalten zeigt.     

Moisés Horta Valenzuelas Projekt nutzt die IPF, um den „latenten Raum“ neuronaler Netzwerke von RAVE (die interne Repräsentation von Klängen) zu steuern. Dadurch entsteht ein dynamisches Audiosignal, das ein Gleichgewicht zwischen Vorhersagbarkeit und unvorhersehbaren Elementen herstellt. Die musikalischen Ausdrucksformen, die dieses System hervorbringt, lassen sich als Metaphern für gesellschaftliche Muster begreifen. Sie legen nahe, dass ein Zustand an der Schwelle – weder streng geordnet noch völlig dysfunktional – eine nachhaltige Zukunft in einer sich stetig wandelnden Welt ermöglichen könnte.    

Die Technologie: Die
Impulse Pattern Formulation (IPF) 

Die Impuls Pattern Formulation (IPF) ist eine nichtlineare, mathematische Gleichung, die ursprünglich zur Analyse der Wechselwirkungen in Musikinstrumenten entwickelt wurde. Am ligeti zentrum wird sie im Projekt Cyberinstruments von Simon Linke (InnoLab) angewandt und findet dort beispielsweise Eingang in eine interaktive Installation. Ihre Anwendung reicht jedoch weit über musikalische Kontexte hinaus und eignet sich auch zur Beschreibung komplexer, sich selbst organisierender Systeme.  

Das Projekt: At
the Edge of Chaos 

„At The Edge of Chaos“ ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das die Instabilitäten unserer heutigen Welt durch Klang, chaotische Systeme und generative künstliche Intelligenz widerspiegelt. Das Projekt untersucht, wie Systeme ihre Funktionalität bewahren und sich gleichzeitig an Störungen anpassen können – ein Spiegelbild unserer kollektiven Erfahrung in Zeiten des Klimawandels, der politischen Polarisierung und der wirtschaftlichen Unsicherheit.  
ligeti-zentrum-Resident-Moisés-Horta-Valenzuela_Foto-Carsten-Rabe4
Foto: Carsten Rabe

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Kombination zweier Technologien: die am ligeti zentrum angewandte Impulse Pattern Formulation (IPF) und die neuronale Audiosynthese durch RAVE (Realtime Audio Variational AutoEncoder). RAVE ist ein am IRCAM in Paris entwickeltes Deep-Learning Modell zur Klangsynthese. Es bedient sich dem Ansatz der künstlichen, neuronalen Netze, die von der Struktur und Funktionsweise des menschlichen Gehirns inspiriert sind.   

Das IPF-System kann je nach den Ausgangsbedingungen entweder geordnetes oder chaotisches Verhalten erzeugen und eignet sich daher perfekt zur Erforschung des Grenzzustands, der als „the Edge of Chaos“ bezeichnet wird. Besonders spannend ist das entstehende Zusammenspiel, bei dem das System weder vollkommen zufälliges noch strikt geordnetes Verhalten zeigt.     

Moisés Horta Valenzuelas Projekt nutzt die IPF, um den „latenten Raum“ neuronaler Netzwerke von RAVE (die interne Repräsentation von Klängen) zu steuern. Dadurch entsteht ein dynamisches Audiosignal, das ein Gleichgewicht zwischen Vorhersagbarkeit und unvorhersehbaren Elementen herstellt. Die musikalischen Ausdrucksformen, die dieses System hervorbringt, lassen sich als Metaphern für gesellschaftliche Muster begreifen. Sie legen nahe, dass ein Zustand an der Schwelle – weder streng geordnet noch völlig dysfunktional – eine nachhaltige Zukunft in einer sich stetig wandelnden Welt ermöglichen könnte.    

Foto: Carsten Rabe

Demokratisierung der Technologien
durch Freeware und Open Source 

Bild: Moisés Horta Valenzuela

Im Rahmen eines Workshops am 15. April 2025 teilte Moisés Horta Valenzuela seine Erfahrungen mit einem interessierten Publikum. Teilnehmer:innen erhielten Einblicke in die Anwendung der beiden Modelle IPF und RAVE mithilfe der Freeware-Software PureData. Der Schwerpunkt lag insbesondere auf der praktischen Arbeit mit Tools, die den Zugang zu komplexen Klangmodellen erleichtern und es möglich machen, sie in den eigenen kreativen Schaffensprozess zu integrieren.   

Moisés Horta Valenzuela fasste die hierfür notwendige komplexe Mathematik zu einfachen Modulen zusammen, die auch im Nachgang Open Source in einem Repository zur Verfügung stehen.  

Interweaving
Borderlands 

Den Abschluss des Residenzprogramms bildete die Veranstaltung „Interweaving Borderlands“. Den Start machte Moisés Horta Valenzuela mit einer Spatial-Audio-Komposition, gefolgt von einer multimedialen Performance von Jere Ikongio.  

In seiner Komposition manifestierte Moisés Horta Valenzuela das empfindliche Gleichgewicht zwischen Ordnung und Unordnung klanglich und lud die Zuhörer:innen ein, darüber nachzudenken, wie wir uns diesen Grenzbereich zwischen Stabilität und Chaos aneignen können, um möglicherweise neue soziale Dynamiken zu entdecken, die auf die wachsenden Herausforderungen unserer Zeit reagieren können.