
ICMC 2025: Fünf Beiträge aus dem ligeti zentrum akzeptiert
Fünf Mitglieder:innen des ligeti zentrums nehmen an der diesjährigen ICMC – der weltweit größten Konferenz für Computermusik – in Boston teil. Die von der International Computer Music Association (ICMA) akzeptierten Beiträge umfassen einen musikalischen Beitrag, einen Workshop, eine VR-Demo, einen Studio Report und eine Keynote.
Vom 8. bis zum 14. Juni 2025 findet die 50. International Computer Music Conference (ICMC) in Boston, USA, statt. Das diesjährige Motto lautet: „Curiosity, Play, Innovation“. Für die weltweit bedeutsamste Konferenz im Bereich der Computermusik akzeptierte die International Computer Music Association (ICMA) diverse Beiträge aus dem ligeti zentrum. In unterschiedlichen Formaten referieren die Kolleg:innen über die Arbeit des ligeti zentrums und geben Einblicke in individuelle Projekte.
From Ligeti to the ligeti center: How Music and Curiosity Inspired a Center for Innovation
Eine Keynote von Georg Hajdu (Projektleitung ligeti zentrum)
Georg Hajdu erzählt von seiner persönlichen Reise: 1977 entdeckte er in der Plattensammlung seines Vaters eine Platte von György Ligeti. Die Begegnung mit der Musik des Komponisten prägte seinen Lebensweg und führte in den 1980er-Jahren auch in die Lehrveranstaltungen Ligetis.
In den 1980er- und 1990er-Jahren lernte Georg Hajdu weitere wichtige Persönlichkeiten der Computermusik kennen, darunter Clarence Barlow und David Wessel. Sie inspirierten ihn, neue Formate der Musik zu erforschen – etwa mit Mikrotonalität, Musiktheater oder netzwerkbasierten Performances (Networked Music Performances). Eine nachhaltige Begegnung fand nicht zuletzt mit John Chowning statt. Der US-amerikanische Komponist eröffnete Hajdu Einblicke in die Bemühungen Ligetis, in Hamburg ein Institut für Computermusik zu eröffnen – ein visionäres Projekt, das aus bis heute nicht vollständig geklärten Gründen aufgegeben wurde.
2023 wurde schließlich das ligeti zentrum gegründet. Das interdisziplinäre Projekt von vier Hamburger Hochschulen zollt Hommage an seinen Namensgeber und setzt zugleich zeitgemäße Schwerpunkte: Es geht um Nachhaltigkeit, Wohlbefinden, neue Technologien und Wissensvermittlung. Die Mission des Zentrums spiegelt sich auch im Akronym seines Namensgebers wider: LIGETI steht hier für „Laboratorien für Innovationen und Gesellschaftliche Entwicklung durch den Transfer von Ideen“ (engl. „Laboratories for Innovation and General-audience Edification through the Translation of Ideas“).
Exploring the Impulse Pattern Formulation for sound synthesis and musical performance
Ein Workshop von Simon Linke (InnoLab)
Die Impulse Pattern Formulation (IPF) ist eine vielseitige Methode zur nichtlinearen Modellierung, die eine einfache rekursive Gleichung verwendet, um dynamische und komplexe Muster in musikalischen Systemen zu beschreiben und zu verstehen.
Ursprünglich durch Musikinstrumente inspiriert, ermöglicht die IPF sowohl die Nachbildung bestehender Instrumente als auch die Erzeugung völlig neuer, komplexer Klänge. Durch ihren physikalischen Ursprung und die begrenzte Anzahl an Steuerparametern ist sie für Musiker:innen besonders intuitiv bedienbar.
Über die Klangsynthese hinaus lässt sich die IPF auch in Bezug auf verschiedenste natürliche Systeme anwenden – etwa auf die menschliche Synchronisation mit Rhythmus oder Tonhöhe sowie auf das gemeinsame Musizieren in Ensembles. Trotz ihres intuitiven Ansatzes kann die nichtlineare mathematische Grundlage zunächst dennoch herausfordernd wirken. In diesem Workshop steht das praktische Erforschen der IPF daher im Mittelpunkt. In praktischer Anwendung lernen die Teilnehmenden, wie IPF funktioniert und wie man sie über disziplinäre Grenzen hinweg kreativ einsetzen kann.
Moving Sound Pictures: Women. Content creation for art mediation through VR technologies
Eine praktische VR-Demo von Konstantina Orlandatou (XR Lab)
„Women“ ist eine interaktive, vollimmersive Virtual-Reality-Installation, die sich außergewöhnlichen und einzigartigen Beiträgen von Künstlerinnen widmet – Frauen, die in einer männlich dominierten Welt ihren eigenen Weg gegangen sind.
In der VR-Umgebung können Besucher:innen ausgewählte Kunstwerke im dreidimensionalen Raum erkunden. Durch die Interaktion mit einzelnen Elementen entsteht Musik – so werden die Kunstwerke selbst zu Musikinstrumenten. Als Teil des Projekts Moving Sound Pictures zeigt Konstantina Orlandatou mit ihrer Installation, wie VR-Technologien für die Kunstvermittlung und den Wissenstransfer genutzt werden können.
Die VR-Installation „Women“ widmet sich außergewöhnlichen Künstler:innen, die mit ihren Werken in einer männlich dominierten Welt hervorgestochen sind
Air Sampling #007 – Air Guitar
Eine musikalische Performance von Greg Beller und Kieran McAuliffe (InnoLab)
In Greg Bellers Reihe „Air Sampling“ steht die Live-Improvisation zwischen zwei Künstler:innen im Mittelpunkt. Dabei werden Stimmen, Instrumente und andere Klangquellen in Echtzeit aufgenommen (gesampelt) und im Raum verteilt.
In der neusten Version „Air Sampling #007“ spielen Greg Beller und Kieran Mc Auliffe (E-Gitarre) zusammen. Die Musik entsteht in Verbindung mit Tanz und bezieht sich auf die kollektive Erinnerung – auch auf das, was vergessen oder unausgesprochen bleibt.
In seiner Reihe „Air Sampling“ improvisiert Greg Beller mit Künstler:innen. Im Video zu sehen: „Air Sampling #001“ mit der Künstlerin Lin Chen. Im Rahmen der ICMC 2025 zeigt Greg Beller zusammen mit Kieran McAuliffe die siebte Version von „Air Sampling“
ligeti center Studio Report
Ein Studio Report geschrieben von Christine Preuschl (Transferbüro), Georg Hajdu (Projektleitung ligeti zentrum), Konstantina Orlandatou (XR Lab)
Studio Reports gehören seit vielen Jahren zu den festen Bestandteilen der ICMC. Sie geben Einrichtungen und Instituten die Gelegenheit, Einblicke in die Strukturen, Teamaufstellungen und vertretenen Forschungsbereiche zu gewähren. Zur diesjährigen ICMC wird in diesem Rahmen auch das ligeti zentrum vorgestellt. Dabei geht es um den innovativen Ansatz der interdisziplinären Zusammenarbeit, den Transferansatz und damit verbundene Maßnahmen der gesellschaftlichen Teilhabe und die vielseitigen Projekte, die an den Schnittstellen zwischen den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Technologie und Gesundheit möglich werden.