Sustainable Theater Lab

Wie sieht das Theater von morgen aus? Wie lässt sich dieses nachhaltig gestalten? Und was bedeutet Nachhaltigkeit im künstlerisch-performativen Kontext überhaupt? Diesen Fragen widmet sich das Sustainable Theater Lab des ligeti zentrums.
Darstellende Künste bieten ein großes Potential, Empathie zu fördern und gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen. Doch auch die dazugehörenden Institutionen und Disziplinen unterliegen der stetigen Veränderung. Ziel des Sustainable Theater Labs ist es, die Zukunft des Theaters durch innovative Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit neu zu gestalten. Das Lab widmet sich der Erforschung technischer, sozialer und ästhetischer Möglichkeiten für ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Theater des 21. Jahrhunderts.
Vergangenheit und Zukunft
vereint
Die Arbeit des Sustainable Theater Labs konzentriert sich auf die Produktion und Entwicklung neuer Erzählweisen, kreativer Konzepte und Produktionsansätze, die auf die vielfältigen ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit reagieren. Dabei wird untersucht, wie das Theater als soziales Netzwerk und dritter Ort fungieren kann, ohne seinen künstlerischen Anspruch zu verlieren. Das Team des Labs, das unterschiedliche berufliche Hintergründe und Perspektiven mitbringt, teilt die Vision eines transformierten Theaters, das Veränderungsprozesse anstoßen und neue Denk- und Erlebnisräume erschließen kann.
Ein zentrales Anliegen des Labs ist es, historische Nachhaltigkeitstraditionen des Theaters wiederzubeleben und weiterzuentwickeln. So sind nachhaltige Praktiken seit jeher in der Geschichte des Theaters verankert – sei es das griechische Theater, das die Sonne als natürlichen Scheinwerfer nutzte, oder die Shakespeare-Bühne, die auf wiederverwendbare Bühnenbilder und Kostüme setzte.



Team
Marlene Behrmann
Christian Tschirner
Christian Tschirner (geboren 1969 in Lutherstadt-Wittenberg) nahm nach seiner Ausbildung zum Tierpfleger im Zoo Leipzig ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin auf. Anschließend arbeitete er als Schauspieler, Regisseur, Autor und Dramaturg unter anderem am TaT in Frankfurt, Schauspiel Frankfurt, Bochum, Mannheim, Hannover und dem Schauspielhaus Hamburg. Von 2019 bis 2022 war er leitender Dramaturg an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. 2023/24 gehörte er zum kuratorischen Team des Festival OSTEN an. Er arbeitet als Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, ist Gründungsmitglied des Autor*innenkollektivs Soeren Voima und der Performancegruppe les dramaturx.
Margo Zālīte
Margo Zālīte arbeitet als Kuratorin und Opernregisseurin national und international mit einem Schwerpunkt auf sozialer und ökologischer Gerechtigkeit. Sie studierte Visuelle Anthropologie an der Freien Universität Berlin und Opernregie im Masterstudiengang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Ihre Erfahrungen in multidisziplinären Projekten und Festivals in Lettland, Polen und Deutschland legten den Grundstein für ihre eigene Bühneninterpretation www.zalite.net.
Als Alumna der Akademie Musiktheater heute (2011-2013) verfügt sie über umfangreiche Erfahrungen im Verfassen von Libretti, Szenarien, Essays und Stücken, darunter viele Arbeiten für Studenten- und Jugendtheater sowie Konzepte für unkonventionelle Theaterorte. Von 2020 bis 2024 war sie Mitglied der künstlerischen Leitung des Festivals FAVORITEN, dem ältesten Festival der freien Szene in Deutschland. Derzeit unterrichtet sie Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und forscht am ligeti zentrum an der Schnittstelle von KI und sozialer Gerechtigkeit, um die Zukunft der künstlerischen Ausbildung innovativ zu gestalten.
Mehr über Margo Zālīte hier.
Joana Welteke

Partizipatives Theater in Hamburg
Im Rahmen des ligeti zentrums soll in Harburg bis 2027 ein modellhaftes Theater als heterotoper Ort¹ entstehen, der eine Plattform für gesellschaftliche Teilhabe, den Erhalt demokratischer Strukturen und Wissenstransfer bietet. Forschung und Kunst sollen derweil wechselseitig genutzt werden. So können Forschungserkenntnisse in künstlerischen Formen – etwa in partizipativen Theaterformaten in Harburg und im Hamburger Stadtzentrum – erlebbar gemacht werden. Ein Beispiel bietet der record-o-mat: Die ehemalige Telefonzelle wurde zum mobilen Tonstudio umfunktioniert und ist in der Lage, Wort- und Musikbeiträge von teilnehmenden Passant:innen aufzunehmen und in aggregierten Satz-Collagen wiederzugeben.

Für eine zukunftsorientierte Ausbildung ist es entscheidend, kreativ und mit Freude darüber nachzudenken, wie ein Theater der Zukunft sinnvoll gestaltet werden kann, um auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren und diese sinnstiftend mitzugestalten. Das Sustainable Theater Lab lädt alle Interessierten ein, sich auf diese spannende Reise zu begeben und gemeinsam an der Entwicklung einer neuen Theater-DNA zu arbeiten.


Begriffserklärungen: 1) Heterotopie: Aus geisteswissenschaftlicher Perspektive ist der Begriff der ‚Heterotopie‘ auf den Philosophen Michel Foucault zurückzuführen und beschreibt Räume beziehungsweise Orte, die die zu ihrer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht ganz umgesetzt haben und stattdessen nach ihren eigenen Regeln funktionieren. Gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse werden in ihnen entweder repräsentiert, negiert oder umgekehrt.

Für Medienschaffende:
Es besteht redaktionelles Interesse am Sustainable Theater Lab oder an einem der darin realisierten Projekte? Schreiben Sie uns eine E-Mail an kommunikation@ligeti-zentrum.de und wir setzen Sie mit den entsprechenden Ansprechpartner:innen in Verbindung.